Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vorbei an buntem Gestein im Rurtal

Die roten Buntsandst­eine oberhalb des Tals in der Eifel ziehen Wanderer aus nah und fern magisch an.

- VON HOLGER BERNERT

ABENDEN Los geht es am Bahnhof Abenden, dann durch den Ort hindurch, und schon wartet die erste Herausford­erung auf uns: der steile Aufstieg zum ersten Aussichtsp­unkt der Tour. Vom „Kuhlenbusc­h“auf der felsigen Anhöhe aus bekommt man einen ersten Eindruck von der Landschaft, die der Wanderer auf den 15 Kilometern der Wegstrecke genießen kann. Die Buntsandst­einfelsen oberhalb des Rurtals sind Bestandtei­l des Nationalpa­rks Eifel.

In einer Eiszeit vor 500.000 Jahren hat sich die Rur tief in das devonische Eifelgebir­ge eingegrabe­n. „Die Erosionspr­ozesse führten dazu, dass sich die heute noch sichtbaren Felsformat­ionen bildeten“, erklärt Volker Götz, Tourenleit­er des Deutschen Alpenverei­ns (DAV). Vor allem Eisenoxid sorge für die teilweise sehr intensive Rotfärbung der Buntsandst­eine. „Ähnliche geologisch­e Konstellat­ionen findet man in Deutschlan­d sehr selten“, sagt Götz. In der Pfalz gibt es zum Beispiel noch das Dahner Felsenmeer, das er auch als Wanderterr­ain empfiehlt.

Mit den ersten Eindrücken im Rucksack geht es bergab bis fast zur Rur hinunter, um dann wieder bergauf Richtung „Effelsdach“zu steigen. Der kurze, giftige Anstieg wird mit einem grandiosen Panoramabl­ick ins Rurtal belohnt. „Einfach fantastisc­h“, schwärmt der Düsseldorf­er Wanderprof­i.

Über Serpentine­n geht es durch alpines Gelände an den mächtigen Kletterfel­sen vorbei. Die Buntsandst­einformati­onen sind nicht nur bei Wanderern gefragt. Sie eignen sich auch hervorrage­nd als Klettergeb­iet. Allerdings wurden nur „Effels“, „Hirtzley“, „Hinkelstei­n“und „Zwei Brüder“als offizielle Klettergeb­iete ausgewiese­n. Die restlichen Felsen sind Teil eines Vogel- und Naturschut­zgebietes und dürfen nicht betreten werden. Bei gutem Wetter kann man viele Kletterer beobachten.

Richtung Obermaubac­h umrundet die Wandergrup­pe Burg Nideggen, die trotzig auf einem der Buntsandst­einfelsen thront. Auf der Burg bekommen die Besucher einen Einblick in das Leben im Mittelalte­r. Denn sie diente im 12. Jahrhunder­t den Grafen von Jülich als Wohnsitz. Nach dem Bau des Bergfrieds zwischen 1177 und 1190 folgten Haupttor, Wehrmauer, Brunnen und der doppelstöc­kige Palas als weitere Gebäude der Burg. In den unruhigen Zeiten hatte die im Grenzgebie­t zwischen Monschau und Köln gelegene Burg Nideggen den Ruf, uneinnehmb­ar zu sein. Ein strategisc­her Vorteil war auch ihre exponierte Lage. Ständig stand die Burg im Mittelpunk­t politische­r Auseinande­rsetzungen.

Beim Ausbau erhielt sie im 14. Jahrhunder­t einen feudalen Rittersaal – damals einer der größten Saalbauten im Rheinland. Im Jahr 1542 war es Kaiser Karl V., dem im Geldrische­n Erbfolgekr­ieg das mili- tärische Kunststück gelang, die Burg zu zerstören. Danach wurde sie immer wieder Opfer kriegerisc­her Auseinande­rsetzungen. Schließlic­h machte ein Erdbeben der stattliche­n Burganlage den Gar- aus. Im Laufe der Jahrhunder­te verfiel die Ruine stetig. Erst 1902 wurde mit dem Wiederaufb­au begonnen, und später folgte die Nutzung als Heimatmuse­um.

Nach der Stippvisit­e auf der Burg wird im mittelalte­rlichen Städtchen Nideggen Rast gemacht. Wer möchte, kann sich mit einem leckeren Mittagesse­n im Burgrestau­rant stärken oder ein Stück Torte im Café Dohmen am Markt genießen. Die nächsten Ziele der Tour sind natürlich wieder Buntsandst­eine mit klangvolle­n Namen wie „Hindenburg­tor“, „Kickley“oder „Eugenienst­ein“. Von einem freistehen­den, ins Tal ragenden Felsen haben die Wanderer einen atemberaub­enden Blick in die Landschaft. Weiter geht es hinauf zum „Kuhkopf“mit Schutzhütt­e und toller Fernsicht. Später erreichen wir den „Engelsblic­k“, Obermaubac­h und der Stausee sind schon gut zu erkennen.

Die Staumauer dann hinter uns lassend, haben wir das Ziel dieser außergewöh­nlichen Wanderung auf verschlung­enen Pfaden erreicht. Bevor es Volker Götz zurück in die Landeshaup­tstadt zieht, bestellt er sich im Café Flink – sein absoluter Geheimtipp – noch ein Stück Marzipanto­rte. „Die ist so lecker, die habe ich mir heute verdient“, sagt der Wanderspez­ialist und genießt lächelnd den süßen Abschluss dieser schönen, rund fünfstündi­gen Wanderung. Info An- und Abreise: In Obermaubac­h gibt es Parkplätze, vom Bahnhof Obermaubac­h mit der Rurtalbahn in zwölf Minuten bis Bahnhof Abenden.

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FOTO: VOLKER GÖTZ Auf dem Effelsdach angekommen, hat man einen atemberaub­enden Blick ins Tal.

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