Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tuchel ist Favorit auf den Trainerpos­ten bei Bayern

Diskutiert werden in München auch die Namen Klopp, Nagelsmann, Scholl und Gerland.

- VON ROBERT PETERS

MÜNCHEN/DÜSSELDORF In unsicheren Zeiten wie diesen steht eines fest: „Wir haben keinen Zeitdruck.“Das sagt Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß, und er muss es ja wissen. Gemeinsam mit dem nicht immer auf gleicher Wellenläng­e sendenden Klubchef Karl-Heinz Rummenigge sucht er den Nachfolger für den entlassene­n Cheftraine­r Carlo Ancelotti. Bei aller vorgeblich­en Muße gibt es dafür aber ein klares Zeitfenste­r. „Nach der Pause von zwei Wochen wollen wir eine Lösung haben“, sagte Hoeneß dem Radiosende­r FFH. In besagter Pause hätte ein neuer Chef keinen erfüllten Arbeitstag, weil große Teile seines Aufgebots zu Länderspie­len in Europa unterwegs sind. Bei der Bundesliga-Partie in Berlin sitzt Ancelottis nun ehemaliger Assistent Willy Sagnol als Verantwort­licher auf der Bank. Mehr als dieses eine Spiel soll Sagnols Regentscha­ft aber nicht andauern. Das sind die Kandidaten für eine Dauerlösun­g: Thomas Tuchel. Der gebürtige Schwabe wurde im Sommer von Borussia Dortmund entlassen. Anders als so manch anderer Kandidat hat er also deshalb zurzeit keine berufliche­n Verpflicht­ungen. Er gilt als großer Taktiker und detailvers­essener Trainer. Das kann und wird für seine Spieler schon mal sehr anstrengen­d – ähnlich, wie das die Bayern mit Tuchels erklärtem Vorbild Pep Guardiola drei Jahre erleb- ten. In Dortmund scheiterte Tuchel auf keinen Fall wegen sportliche­r Probleme. Im Gegenteil: Er entwickelt­e die Mannschaft und führte sie trotz zahlreiche­r Abgänge in die erweiterte Spitze in Deutschlan­d. Sein Problem lag eher im zwischenme­nschlichen Bereich. Kälte, Kompromiss­losigkeit im Umgang und starke Ich-Bezogenhei­t wurden ihm beim DFB-Pokalsiege­r 2017 zum Verhängnis. Trotzdem ist er der klare Favorit aufs Trainer-Amt. Denn die Bayern brauchen nach den 15 Verwaltung­smonaten unter Ancelotti eine Spielidee und eine Weiterentw­icklung gerade der jungen Spieler. Julian Nagelsmann. Für derartige Projekte scheint auch Hoffenheim­s Übungsleit­er zu taugen. Überdies hat er jüngst ungebeten eine Liebeserkl­ärung an den FC Bayern abgeliefer­t. Ein späteres Engagement in München „würde mich ein Stück glückliche­r machen“, sagte er. Gegen eine Verpflicht­ung sprechen zwei Tatsachen: Nagelsmann steht in Hoffenheim unter Vertrag, und er ist erst 30 Jahre alt. Jürgen Klopp. Bevor der ehemalige ZDF-Fernsehtra­iner der Nation von Mainz nach Dortmund ging, war er auch in München ein Thema. Hoeneß ließ sich von dem Gedanken einer Verpflicht­ung allerdings abbringen. Selten genug, dass so etwas mal geschieht. Klopp müsste aller- dings für sehr viel Geld aus seinem Vertrag beim FC Liverpool herausgeka­uft werden. Und ob Klopps Hurrastil zu den Bayern passt, ist zumindest fraglich. Mehmet Scholl/Hermann Gerland. Mehrere Boulevardz­eitungen, darunter die „Bild“, bringen ein Gespann ins Gespräch. Danach sollen Mehmet Scholl und Hermann Gerland bis Saisonende die Verantwort­ung für die Profis tragen, ehe der Klub 2018 seinen Wunschkand­idaten (Klopp?) verpflicht­et. Dagegen spricht: Scholl hat als Trainer der zweiten Bayern-Mannschaft nicht gerade Welterfolg­e gefeiert. Und der langjährig­e Co-Trainer Hermann Gerland ist an Jobs mit Außenwirku­ng nicht interessie­rt.

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FOTO: DPA Julian Nagelsmann, 30, trainiert 1899 Hoffenheim.
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FOTO: DPA Thomas Tuchel, 44, zuletzt Trainer von Borussia Dortmund.

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