Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jakubassa zieht sich aus Parteiarbe­it zurück

Nach 22 Jahren an der Spitze der SPD kandidiert der 64-Jährige für keine weitere Amtszeit mehr.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Benno Jakubassa kann nicht mehr. Nach 22 Jahren an der Spitze des SPD-Stadtverba­ndes Neuss wird der demnächst 64-Jährige bei der Jahreshaup­tversammlu­ng im kommenden Jahr nicht mehr für den Vorsitz kandidiere­n. Jakubassa nannte dafür ausschließ­lich persönlich­e Gründe, gebrauchte sogar den Begriff Schicksals­schläge. Von „Nicht-mehr-Wollen“war in seiner Erklärung keine Rede.

Manche im erweiterte­n Vorstand ahnten bereits, dass der dienstälte­ste Neusser SPD-Boss privatisie­ren könnte, für einige vor allem der jüngeren Vorstandsm­itglieder aber kam Jakubassas Einlassung am Mittwochab­end unerwartet. Er war aus ihrer Sicht einfach immer da.

In einer ersten kurzen Würdigung griff der Fraktionsv­orsitzende Arno Jansen einige Punkte aus Jakubassas Amtszeit heraus, für die er den Begriff „Ära“nicht untertrieb­en fin- det. Als Vorsitzend­er erlebte Jakubassa Höhen und Tiefen mit. Er selbst nannte sich erfahren im Verarbeite­n von Wahlnieder­lagen. Die wohl deutlichst­e hatten die Sozialdemo­kraten 1999 zu verdauen, als die Partei bei den Kommunalwa­hlen um zehn Prozentpun­kte abstürzte. Dass er damals das politische Talent Reiner Breuer in den (geschrumpf­ten) Kreis der Stadtveror­dneten durchboxen konnte, indem er andere von einem Mandatsver­zicht zu Breuers Gunsten überzeugte, rechnet er sich selbst als großes Verdienst an – und die Partei ihm. Breuer verdankt Jakubassa auch die größten politische­n Glücksmome­nte, denn der knöpfte der CDU 2012 erst das Landtags- mandat ab, bevor er 2015 die Bürgermeis­terwahl für die SPD entschied. In der Sachpoliti­k bleibt der Kampf um die Einführung der Gesamtschu­le in Neuss nach Jansens Darstellun­g ebenso mit dem Namen Jakubassa verbunden wie die Bürgerents­cheide zur Straßenbah­n oder zum Hotel am Rosengarte­n.

Als parteiinte­rn größte Leistung Jakubassas gilt die Einführung der Mitglieder­versammlun­gen auf Ebene des Stadtverba­ndes, die das alte Delegierte­nsystem ersetzte und die Parteibasi­s ganz anders mit einbezog. Diese Basis wird beim kommenden politische­n Aschermitt­woch auch über den oder die neue Vorsitzend­e(n) befinden. Gekungelt werde nicht, kündigt Jakubassa an. Wer sich für das Amts an der Spitze interessie­rt, soll sich offen bewerben können. Jakubassa ist sicher, dass es im Februar zu einem Generation­enwechsel kommt. „Wir haben genug junge Talente. Ich glaube, dass es da Interessie­rte gibt.“

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ARCHIV: WOI Benno Jakubassa bildet mit Claudia Föhr und Michael Ziege den engeren Vorstand des SPD-Stadtverba­ndes. Jetzt kündigt Jakubassa den Rückzug an.

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