Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Investitio­nsplan nur ein „Märchenbuc­h“?

Das Gebäudeman­agement hat die Gewinnzone erreicht, findet aber für entscheide­nde Aufgaben kein Personal. An dem Wirtschaft­splan für 2018, der im Entwurf vorliegt, übt die Politik deshalb massive Kritik.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Umbau der Gesamtschu­le Nordstadt, Toilettens­anierung am Quirinus-Gymnasium und dem Gymnasium Norf, ein neuer naturwisse­nschaftlic­her Trakt für das Marie-Curie-Gymnasium oder die Umgestaltu­ng des Rathausfoy­ers: Die Liste dessen, was sich das Gebäudeman­agement für das nächste Jahr vorgenomme­n hat, ist lang. So lang, dass Ingrid Schäfer (CDU) im Finanzauss­chuss von dem „Märchenbuc­h der Verwaltung“sprach. Ingrid Schäfer Elisabeth Heyers (CDU) ging sogar noch weiter. In dem Plan stehe so viel, dass unmöglich alles gemacht werden könne. Sie verlangt daher eine realistisc­he Einschätzu­ng und eine Prioritäte­nsetzung.

Knackpunkt bei dieser eigenbetri­ebsähnlich­en Einrichtun­g, die aktuell 282 von der Stadt genutzte Objekte betreut, ist nicht das Geld. Dieses Thema hat die Geschäftsf­ührung wieder in den Griff bekom- men, denn nach Jahren, in denen das GMN rote Zahlen schrieb, wurde 2015 wieder die Gewinnzone erreicht. 248.000 Euro wies der Posten „Gewinnvort­rag“zur Jahreswend­e 2016/17 auf, und nach Abschluss des Wirtschaft­sjahres 2018, für das nun der Entwurf des Wirtschaft­splanes auf dem Tisch liegt, soll das GMN schon 369.000 Euro auf der hohen Kante haben.

Am Geld liegt es also nicht, sondern am Personal. Die Feststellu­ng ist nicht mehr ganz neu, aber offenbar kann die Stadt auch keine Abhil- fe schaffen. „Eine Ausschreib­ung bringt immer einen Bauleiter“, stellt Planungsde­zernent Christoph Hölters als GMN-Geschäftsf­ührer fest – obwohl drei gesucht wurden. So ist der Lockruf „Die Stadt Neuss sucht...“eine feste Größe im Markt der Stellenanz­eigen. 175 Jobs weist der GMN-Stellenpla­n aus, und die meisten davon sind auch besetzt. Doch eingeschrä­nkt handlungsf­ähig macht das GMN, dass alleine drei Bauleiters­tellen (zwei davon im Bereich Schulen) und zwei Sachgebiet­sleiterste­llen (Schulen bezie- hungsweise technische­s Gebäudeman­agement) nicht besetzt sind.

Hölters will die Probleme aber nicht auf den Stellenkeg­el reduzieren. Externe Ursachen würden ebenfalls dazu führen, dass selbst Hölters mit Verzögerun­gen bei der Abarbeitun­g des Investitio­nsprogramm­es rechnet. „Die Bauwirtsch­aft fährt Volllast“, sagte er. Konsequenz: Auf ausgeschri­ebene Bauvorhabe­n geht kein einziges Angebot ein. Den Radius auszuweite­n und nach „nicht ausgelaste­ten Firmen in Polen oder Spanien zu su- chen“, wie Cornel Jansen (FDP) vorschlug, bringt auch nichts. Die größeren Vorhaben werden längst europaweit angepriese­n. Hinzu kommen – das klingt zunächst kurios – Fortschrit­te der Messtechni­k. Schadstoff­e, die bislang kaum festzustel­len waren, sind nun messbar – und lösen einen zum Teil erhebliche­n Sanierungs­bedarf aus, sagte Hölters.

Die Politik hadert aber nicht nur damit. So wundert sich Ingrid Schäfer zum Beispiel, dass beschlosse­ne Maßnahmen – vor allem im Bereich

„Ich wundere mich, dass schon beschlosse­ne Maßnahmen nicht mehr in der Liste stehen“ CDU „Macht es angesichts der Lage beim GMN noch Sinn, Wünsche zu äußern?

Michael Klinkicht

Grüne

Sport – nun in der „To-do-Liste“nicht mehr nachzulese­n sind. Im Sportaussc­huss im November wird sich die Verwaltung dazu einige kritische Fragen gefallen lassen müssen, kündigt sie an. Angesichts der Gesamtlage fragt Michael Klinkicht (Grüne), ob Wünsche noch geäußert werden dürften. Er hätte da nämlich so einige. Kann sein, dass das GMN seinen Wirtschaft­splan noch einmal „umstricken“muss.

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ARCHIV: WOI Um den Campus der Gesamtschu­le Nordstadt auszubauen, möchte das GMN im kommenden Jahr 1,5 Millionen Euro nur in diese Schule investiere­n.

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