Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der lange Weg zum echten Ja-Wort

Bislang hatten Yvonne Mech und Anna Szabo „nur“eine eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft. Nun wollen die Reuschenbe­rgerinnen heiraten.

- VON DANIEL BOSS

NEUSS Yvonne Mech und Anna Szabo hatten eine wunderbare Hochzeit. Von der Standesbea­mtin im Neusser Rathaus waren sie begeistert, im Anschluss feierten sie mit rund 60 Gästen in der „Hafenliebe“. Der 8. September sei „ein wunderschö­ner Tag“gewesen, „einfach unbeschrei­blich“, schwärmt Yvonne Mech noch Wochen später. Direkt nach dem „Ja-Wort“ging es zum Flittern für zwölf Tage auf die Malediven – romantisch­e Wochen wie aus dem Bilderbuch.

Nur: Vor dem deutschen Staat war die Zeremonie im September keine Heirat, sondern die Begründung einer Lebenspart­nerschaft. Die „Ehe für alle“, die kurzfristi­g und für nicht wenige überrasche­nd im Sommer von der Politik beschlosse­n wurde, ist erst seit dem 1. Oktober möglich. Die aus Erkelenz stammende Yvonne Mech und ihre aus Wien stammende Partnerin Anna Szabo hätten also ein paar Wochen warten und dann direkt den „echten“Bund fürs Leben eingehen können. Doch das ist leichter gesagt, als getan, wie jeder weiß, der schon mal eine solche Feier organisier­t hat. „Die Vorbereitu­ngen liefen seit November 2016“, erzählt Yvonne Mech. Die politische­n Entwicklun­gen seien zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar gewesen. Als der Bundestag das Gesetz zur völligen rechtliche­n Gleichstel­lung homosexuel­ler Paare verabschie­dete, hatte das Paar aus Reuschenbe­rg bereits alle Einladunge­n verschickt, die Location war gebucht.

An dem Termin wollten beide also nicht mehr rütteln und entschiede­n sich zunächst für die eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft. „Wir sind wohl das letzte Paar, das in Neuss diese Verbindung eingegange­n ist“, sagt Yvonne Mech. Auf Dauer wollten es die beiden 42-Jährigen aber nicht dabei belassen. Ganz im Gegenteil: „Uns war von Anfang an wichtig, die Partnersch­aft noch im Yvonne Mech selben Jahr in eine Ehe umwandeln zu lassen“, so Mech.

Und dieser Wunsch geht nun auch in Erfüllung. Zwischen Weihnachte­n und Neujahr sind sie erneut im Standesamt am Neusser Markt. „Vielleicht bekommen wir ja sogar die selbe Standesbea­mtin“, hoffen die Frauen, die dann auf den Monat genau zehn Jahre ein Liebespaar sind. Eine zweite große Feier soll es „zwischen den Jahren“aber nicht geben. „Wir stoßen dann nur zu zweit an“, sagt Yvonne Mech.

Doppelter Gang zum Standesamt, doppelte Kosten? Nach Angaben des Lesben- und Schwulenve­rbands (LSVD) hätten mehrere Bundesländ­er, darunter auch NRW, auf Anfrage mitgeteilt, „dass für die Umwandlung einer Lebenspart­nerschaft in eine Ehe keine Gebühr erhoben wird, wenn die Umwandlung im selben Standesamt erfolgt, in dem die Umwandlung angemeldet und geprüft werden musste“. Weitere „Leistungen“, so informiert die LSVD-Homepage, müssten dagegen mit den in den Gebührenor­dnungen genannten Gebühren bezahlt werden. Gemeint sind damit unter anderem Ehe-Urkunden.

Und an welchem Datum wollen die Reuschenbe­rgerinnen künftig ihren Jahrestag begehen? Das steht für die Frauen, die übrigens ihren jeweiligen Nachnamen behalten möchten, bereits eindeutig fest. „Der 8. September ist unser Jahrestag und wird es auch immer bleiben“, antwortet Yvonne Mech.

„Uns war wichtig, die Partnersch­aft im selben Jahr in eine Ehe umwandeln zu lassen“ Partnerin von Anna Szabo

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