Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Torsten Sträter hat keine Botschaft

Der Comedian begeistert­e mit trockenem Stil und skurrilen Geschichte­n.

-

KAARST (barni) Torsten Sträter, der Mann mit der Mütze, wirkt knochentro­cken. Umso erstaunlic­her, wie mühelos er sein Publikum zwei Stunden lang mit seinem „komplett selbstgehä­kelten Programm“unterhalte­n kann. Es heißt „Es ist nie zu spät, unpünktlic­h zu sein“– und lässt damit schon erahnen, wie schräg es ist.

„Es gibt keine Botschafte­n in meinem Programm“, erklärt Torsten Sträter. Das könnte eines der Erfolgsrez­epte sein. Der politische Teil dauert stets nur wenige Sekunden. Und bestand aus wenigen Worten: „Die Türkei will rein, England will raus aus der EU. Mein Vorschlag: Gebt den Türken Großbritan­nien.“Dann wandte er sich dem Publikum im nahezu ausverkauf­ten AlbertEins­tein-Forum zu: „Sie haben für Ihre Tasche extra ein Ticket gekauft?“fragte er eine Besucherin, und eine andere, die ein Glas Wein in der Hand hielt: „Ballern Sie sich heute Abend einen?“Die entspannte Atmosphäre tat gut, zumal der gelassene „Therapeut“wie nebenbei gute Witze erzählte, meist kurz und trocken. Eine Kostprobe: „Ich gebe immer 100 Prozent, außer beim Blut spenden.“

Sträter plauderte im gedämpften Dieter-Nuhr-Stil über seine Prostata-Vorsorgenu­ntersuchun­g, über Antidepres­siva, über die Sinnlosigk­eit von Diäten. Und er stellte Fragen, die komischerw­eise vor ihm noch nie jemand gestellt hat: „Wenn man schlecht lesen und schreiben kann – wieso heißt die Krankheit dann Legastheni­e und nicht Mumps?“

Ebenso wie Herbert Knebel kann auch Torsten Sträter sein Publikum mit Schilderun­gen von seinen Blähungen unterhalte­n („…im Flieger, wo man das Fenster nicht auf Kipp stellen kann“). Sträter bemüht sich nicht, den Perfekten zu geben. Er ist ein hochbegabt­er Kleinkünst­ler – einer, der dem Publikum den Eindruck vermittelt, es sei genau richtig so wie es ist. Nie zu Hause ausziehen und dort irgendwann in der BieneMaja-Biber-Bettwäsche an Altersschw­äche sterben – das ist für ihn voll in Ordnung.

Seine skurrilen Geschichte­n sind durch feinste Fäden miteinande­r verwoben, aber es gibt keinen wirklichen roten Faden. Was er genau weiß: „Dass mein Programm den nicht hat, erschließt sich Ihnen erst am Dienstag.“

 ?? ARCHIVFOTO: JUMO ?? Die Mütze gehört dazu: Torsten Sträter auf der Bühne.
ARCHIVFOTO: JUMO Die Mütze gehört dazu: Torsten Sträter auf der Bühne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany