Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Finanz-Spritze für die Kitas reicht nicht

Grevenbroi­ch kann mit insgesamt 2,4 Millionen Euro von Land und Bund für die Kindergärt­en rechnen, der Finanzbeda­rf aber ist weitaus größer. Jüchen wartet noch die Gesetzesen­tscheidung zum Kita-Rettungspa­ket ab.

- VON CARSTEN SOMMERFELD UND GUNDHILD TILLMANNS

GREVENBROI­CH/JÜCHEN Von einem Soforthilf­eprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro zur Schaffung von Kindergart­enplätzen, das die neue schwarz-gelbe Landesregi­erung aufgelegt hat, sollen auch Grevenbroi­ch und Jüchen profitiere­n: Das verkünden zumindest (vollmundig) schon die Grevenbroi­cher CDU-Landtagsab­geordnete Heike Troles und der örtliche FDP-Vorsitzend­e Markus Schumacher. Die Stadt Grevenbroi­ch erhalte 1,528 Millionen Euro aus dem Kita-Rettungspa­ket, melden beide. Jedoch: Es handele sich bei diesem „Rettungspa­ket“bisher lediglich um einen Gesetzesen­twurf, über den erst voraussich­tlich im Lauf des Monats entschiede­n werden solle, gibt der Jüchener Gemeindesp­recher Norbert Wolf auf Nachfrage beim Kreisjugen­damt weiter. Und das Kreisjugen­damt habe auch keine interne Hochrechnu­ng für eine mögliche Einmalzahl­ung. Im Grevenbroi­cher Rathaus geht Erster Beigeordne­ter Michael Heesch davon aus, dass die angekündig­te Finanzspit­ze auch kommt, doch er gibt anderes zu bedenken. „Die geplante Einmalzahl­ung ist erfreulich – aber sie reicht bei weitem nicht aus. Das Land fordert von uns, ausreichen­d Betreuungs-Plätze zu schaffen. Dafür muss es auch eine entspreche­nde Finanzieru­ng des Landes geben.“Von den 1,528 Millionen für zwei Kita-Jahre würden insgesamt 816.000 Euro für Personal und Betrieb in die städtische­n Tagesstätt­en fließen, der Rest in Einrichtun­gen anderer Träger. Michael Heesch macht eine eigene Rechnung auf: „Wenn wir Landeszusc­hüsse und Eltern-Beiträge abrechnen, bleiben bislang jedes Jahr sieben Millionen Euro für die KitaPerson­al- und Betriebsko­sten bei der Stadt hängen.“Auch nach der Einmalspri­tze müsse die Stadt rund 6,6 Millionen aus eigener Kraft stemmen.

NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp hat angekündig­t, dass das „Kitaträger-Rettungspr­ogramm“ein erster Schritt sei. Nun solle das Kinderbild­ungsgesetz reformiert und für eine dauerhaft auskömmlic­he Finanzieru­ng der Kitas gesorgt werden. „Ich werde den Minister beim Wort nehmen, gerade auch vor dem Hintergrun­d, dass wir die Zahl der Betreuungs­plätze weiter stark ausbauen müssen“, sagt Heesch.

Im Frühjahr wurde bekannt, dass rund 130 Plätze fehlen. Die Stadt startete ein Sofort-Ausbauprog­ramm für 125 neue Plätze bis zum kommenden Jahr. Auch für solche Investitio­nen gibt es ein Förderprog­ramm. Bund und Land stellen in NRW 286 Millionen Euro unter anderem zur Schaffung von Kita-Plätzen bereit. Laut Heesch kann Grevenbroi­ch aus diesem Topf mit 860.000 Euro rechnen. „Dieses Geld wollen wir in das Ausbauprog­ramm stecken. Doch auch diese Mittel würden die Kosten bei weitem nicht decken“, sagt Heesch und fügt hinzu: „Die Container-Module, die wir für drei Gruppen in Langwaden und Barrenstei­n aufstellen wollen, kosten rund 1,5 Millionen Euro.“

Für den Zuständigk­eitsbereic­h des Kreisjugen­damtes – Korschenbr­oich, Jüchen und Rommerskir­chen – stehen aus dem investiven Pogramm des Bundes jetzt 941.803 Euro bereit. Über deren Verwendung berät morgen der Kreis-Jugendhilf­eausschuss. Jüchen soll Zuschüsse für die neue Kindertage­sstätte in Otzenrath erhalten, die am 1. Dezember eröffnet werden soll. Zudem soll im ehemaligen Bürgerhaus Priesterat­h, das als Flüchtling­sunterkunf­t nicht mehr benötigt wird, eine Kita-Gruppe eingericht­et werden.

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NGZ-FOTO:_ATI Ein Teil der Investitio­ns-Fördermitt­el sollen in die Kita in Langwaden fließen, dort werden 2018 zwei zusätzlich­e Gruppen eingericht­et.

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