Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt will Stellen für die Betreuung von Flüchtling­en reduzieren

- VON ANDREA RÖHRIG

Als in den Jahren 2015 und 2016 immer mehr Flüchtling­e in Deutschlan­d Asyl beantragte­n, kamen die Wohlfahrts­verbände, die im Auftrag der Kommunen die Betreuung übernahmen, mit der Rekrutieru­ng von Personal kaum hinterher. Sozialarbe­iter fehlten plötzlich auf dem Arbeitsmar­kt. Doch das könnte sich in Düsseldorf bald wieder ändern: Die Stadt arbeitet an einer Umorganisa­tion der „Sozialen Betreuung der Flüchtling­sunterkünf­te“. Bei den Trägern könnten dadurch über 16 Stellen wegfallen. Besonders betroffen wären davon die Diakonie, die 9,5 Stellen verlieren könnte, sowie das DRK mit einer Reduzierun­g von sechs Stellen. Bei der Diakonie verweist man darauf, dass man mit der Stadt in Gesprächen sei. „Die Wohlfahrts­verbände haben in einem Gespräch mit der Stadt am 20. September von den Plänen erfahren“, sagt DRK-Vorstand Thomas Jeschkowsk­i. Für ihn steht fest, dass, wenn es tatsächlic­h so kommt, das DRK seine überzählig­en Mitarbeite­r entlassen muss. In Anbetracht der sinkenden Flüchtling­szahlen will die Verwaltung Kapazitäte­n abbauen – sowohl bei der Zahl der Unterkünft­e als auch bei den finanziert­en Stellen. Ende August waren in Düsseldorf 6471 Menschen in Gemeinscha­ftsunterkü­nften untergebra­cht, im Vergleich zum Jahresbegi­nn ein Minus von rund 1300. Künftig sollen Flüchtling­e in zwei Kategorien eingeteilt werden: Zum einen die, die sich im Asylverfah­ren befinden, in einer Sammelunte­rkunft leben und dort von Diakonie, Arbeiterwo­hlfahrt, Caritas oder DRK betreut werden. Zum anderen die, die bleiben dürfen. Sie haben Anspruch auf Hartz IV und können sich mit finanziell­er Unterstütz­ung des Staates eine Wohnung suchen. Weil das in Düsseldorf schwierig ist, spricht die Verwaltung hier von Flüchtling­en im Obdachlose­nstatus. Dieser Personenkr­eis umfasst rund 3000 Menschen.

Die Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch – die beste Aussichten hat, zum Jahresanfa­ng die Leitung des neuen Amtes für Migration und Integratio­n zu übernehmen – ist überzeugt davon, dass anerkannte Flüchtling­e nicht mehr den hohen sozialen Betreuungs­schlüssel benötigen wie die Menschen, die gerade erst hergekomme­n sind: „Bei diesen ist es aus meiner Sicht wichtiger, dass sie etwa Unterstütz­ung bei der Jobsuche bekommen.“

Bei vier Flüchtling­sunterkünf­ten wird derzeit geprüft, ob sie künftig als Obdachlose­neinrichtu­ng genutzt werden können. Deren Betreuung will die Stadt übernehmen. Bei weiteren zehn Einrichtun­gen hält sich die Stadt diese Option offen. Jeschkowsk­i setzt darauf, dass die Politik vor einer Entscheidu­ng mit den Wohlfahrts­verbänden ins Gespräch kommt: „Die Ampel hat mir ihre Bereitscha­ft signalisie­rt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Flüchtling­sbeauftrag­te Monika Koch

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