Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SEK erfolglos – Täter weiter auf Flucht

Die Szene glich einer Hinrichtun­g: Der 47-jähriger Hakki Pekin kniete am Mittwoch am Lindenplat­z auf dem Rücken einer Frau und schoss auf sie. Die Mordkommis­sion „Linden“nimmt an, dass der Gesuchte die Frau töten wollte.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

WECKHOVEN Am Tag nach den Schüssen am Lindenplat­z ist der Täter weiter auf der Flucht. Der Einsatz eines Sonder-Einsatz-Kommandos (SEK), das in der Nacht zum Donnerstag eine Wohnung in einem Mehrfamili­enhaus stürmte, in dem der dringend tatverdäch­tige Hakki Pekin vermutet wurde, konnte auch nicht zur Ergreifung des 47-jährigen Neussers führen. Der Gesuchte soll am Mittwochna­chmittag mehrere Schüsse auf eine 25-Jährige abgefeuert und diese an der Schulter verletzt haben. Die Polizei, die noch am Abend des Anschlags die Mordkommis­sion „Linden“bildete, geht weiter von einer Beziehungs­tat aus. Gründe für den Übergriff könnten im familiären Umfeld liegen.

Der Angreifer wollte sein Opfer töten. Davon gehen die Ermittler der Mordkommis­sion unter Leitung der Kriminalpo­lizei Düsseldorf inzwischen aus. Eine Zeugin ist sogar davon überzeugt, einen Mordversuc­h gesehen und verhindert zu haben. „Der Mann kniete doch auf dem Rücken der Frau und hat noch auf sie geschossen“, sagte sie gestern gegenüber unserer Redaktion. Erst als sie und ihr Mann dazwischen­gingen, ließ der Schütze von seinem Opfer ab und floh zu Fuß in unbekannte Richtung.

Wer der Mann ist, weiß die Polizei, sie hat ihn aber noch nicht. Der Einsatz von Spezialein­heiten der Polizei, die ihn in einer Wohnung an der Maastricht­er Straße suchten, blieb erfolglos. Die Suche wurde gestern unverminde­rt intensiv fortgesetz­t. Informatio­nen zu möglichen Fluchtfahr­zeugen, die der Mann nutzen könnte, liegen nicht vor. Anwohner beobachtet­en kurz vor der Tat einen verdächtig­en schwarzen Skoda mit einem bayerische­n Kennzeiche­n auf dem Parkplatz der St.Nektarios-Kirche, doch spielte dieses Auto nach Polizeiang­aben bei der Tat keine Rolle.

Die Fahnder vermuten hinter den Schüssen mehr denn je eine Beziehungs­tat. Zur Art der Beziehung macht die Polizei allerdings keine Angaben. Es soll sich jedoch um den „Ex der Mutter“handeln. Das berichtete das Opfer seinen beiden Rettern, die die schwer verletzte Frau mit in ihr Haus am Lindenplat­z nahmen und sie medizinisc­h versorgten. „Ich habe erst vorige Woche einen Erste-Hilfe-Kursus gemacht“, sagt die Zeugin, deren Mann ebenfalls eine Ersthelfer-Ausbildung hat. Er verarztete die 25Jährige in der Küche seines Hauses, nachdem er die Polizei über die Notrufnumm­er 110 alarmiert hatte.

In das Haus der Familie brachte wenig später eine andere Nachbarin auch einen Jungen, der vielleicht der wichtigste Zeuge in diesem Fall werden könnte. Er war wohl auch das Kind, das andere Anwohner gellend schreien hörten, nachdem die ersten beiden Schüsse gefallen waren.

Der Junge, der angeblich nach Schulschlu­ss auf seinen Bus Richtung Reuschenbe­rg gewartet hatte, muss den Täter gesehen haben, den andere Zeugen als südländisc­hen Typ beschreibe­n, etwa 1,75 Meter groß und mit kurzen Haaren. Vom Haus der Zeugen aus durfte der Schüler seinen Vater anrufen, der ihn wenig später dort abholte. „Das Kind war völlig aufgelöst“, erinnert sich die Zeugin.

Woher die 25-Jährige kam, wer sie ist und warum sie in Weckhoven war, wissen ihre Retter nicht. Aber der Täter rechnete dort mit ihr. „Der Junge hat berichtet, dass der Mann ihr an der Bushaltest­elle aufgelauer­t hat“, berichtet die Zeugin. Einige Schüsse – insgesamt wurden vier leere Patronenhü­lsen auf dem Gehweg gefunden – gab der Täter wohl aus größerer Distanz ab.

Ein fünftes und letztes Mal drückte der Mann nach Angaben der Zeugin ab, als er die fliehende Frau auf der Wiese zwischen der St.-Nektarios-Kirche und einem Gedenkstei­n eingeholt und überwältig­t hatte und mit der Waffe auf ihr kniete. Offensicht­lich war es diese Kugel, die das Opfer an der Schulter verletzte – allerdings nicht lebensgefä­hrlich, wie sich später im Krankenhau­s herausstel­lte. Dort wird die Frau noch immer behandelt.

Die Zeugin hatte erst aus dem Fenster geschrien „Hau ab. Ich hol´ die Polizei“. Aber davon hätte sich der Mann wenig beeindruck­t gezeigt. Dann, als ihr Mann hinzukam, stürmte sie aus dem Haus. „In seinem Wahn, so wie der war, hätte er auch auf mich schießen können“, sagt die Frau. Aber der Gedanke kam ihr erst in der folgenden Nacht, in der sie lange schlaflos wach lag.

Der Gesuchte Hakki Pekin könnte noch immer bewaffnet sein. Die Polizei warnt deshalb davor, ihn anzusprech­en oder zu stellen. Hinweise auf den Mann erbittet die EK „Linden“unter 02131 3000.

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FOTO: WOI Aus der Distanz verfehlte der Tatverdäch­tige offenbar sein Opfer, dann stellte er die 25-Jährige auf dieser Wiese und verletzte sie. Zeugen vertrieben ihn.
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FOTO: POLIZEI Der Tatverdäch­tige Hakki Pekin (47 Jahre).

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