Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vorstrafe von Sven F. war dem Jugendamt bekannt

-

NEUSS (jasi) Reiner Breuer hatte traurige Nachrichte­n zu vermelden: „Der Junge kämpft immer noch um sein Leben. Zurzeit muss ich leider mitteilen, dass es um ihn nicht gut bestellt ist.“Der Bürgermeis­ter nutzte den Hauptaussc­huss gestern Abend, um die Gewalttat an dem elf Jahre alten Jungen aus Weckhoven zu thematisie­ren, der am 5. Oktober reanimiert werden musste. Der Junge liegt mit lebensgefä­hrlichen Verletzung­en im Düsseldorf­er Uniklini- kum. Sein Onkel, Sven F., in dessen Wohnung das Kind seit rund zehn Wochen lebte, sitzt in Untersuchu­ngshaft und ist geständig, seinem Neffen die Verletzung­en zugefügt zu haben.

Dass der 41-Jährige bereits eine Haftstrafe wegen gefährlich­er Körperverl­etzung verbüßen musste, sei der Stadtverwa­ltung bekannt gewesen. „Es bleibt aber herauszust­ellen, dass in der Vergangenh­eit nie eine Kindeswohl­gefährdung bei einem seiner sechs eigenen Kinder festgestel­lt wurde“, betonte Breuer. Über Jahre hinweg habe die Familie des Verdächtig­en Hilfen des Jugendamte­s „bei Problemen im Zusammenha­ng mit der Alltagsbew­ältigung“erhalten. Die Stadt kümmere sich nun darum, die Familie – insbesonde­re die leiblichen Eltern – zu begleiten und zu unterstütz­en.

Ob die Tat hätte verhindert werden können? „Das ist schwierig zu beantworte­n. Ich finde aber, dass man in dieser Situation auch sachlich über die Frage diskutiere­n darf, ob wir ausreichen­d Sicherheit gewährleis­tet haben“, so Breuer.

Unter anderem sprach sich Angelika Quiring-Perl (CDU) dafür aus, die Daten für das Sozialmoni­toring häufiger zu aktualisie­ren. „Viele Daten stammen noch aus dem Jahr 2012. Die in den Stadtteile­n tätigen Verbände und Einrichtun­gen arbeiten aber mit solchen Unterlagen und sind drauf angewiesen, dass sie auf dem neuesten Stand sind“, so die Stadtveror­dnete.

Dietmar Dahmen (SPD) bezeichnet­e die Sozialarbe­it in Weckhoven als „sehr positiv“und nannte gestern die Stadtteilk­onferenz, in der regelmäßig unter anderem Vertreter aus Politik, Verbänden und sozialen Einrichtun­gen zusammenko­mmen, als Beispiel. Die nächste findet am kommenden Dienstag statt. Bürgermeis­ter Breuer kündigte gestern an, daran teilnehmen zu wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany