Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ex-Fußballpro­fi trainiert ISR-Schüler

Vor etwas mehr als einer Woche hat Karsten Baumann (47) seinen Job an der Internatio­nalen Schule in Neuss angetreten. Der ehemalige Bundesliga-Kicker des 1. FC Köln und von Borussia Dortmund ist Teil einer ambitionie­rten Sport-Offensive.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Der Mann hat Humor. „Ich hatte ein Angebot von Bayern München über zwei Millionen Euro“, sagt Karsten Baumann mit todernster Miene, nur um dann schmunzeln­d anzufügen: „Aber ich habe das Geld nicht zusammenbe­kommen.“Ein Glücksfall für die Internatio­nale Schule (ISR) in Neuss, die im Frühjahr damit begonnen hat, verstärkt in den sportliche­n Bereich zu investiere­n. Denn der ehemalige Fußballpro­fi (261 Bundesliga­spiele für den 1. FC Köln und Borussia Dortmund) und diplomiert­e Sportwisse­nschaftler passt hundertpro­zentig ins Anforderun­gsprofil der Internatio­nal School on the Rhine.

Der noch bis morgen 47-Jährige soll an der ISR als hauptamtli­che Kraft das Fußballpro­gramm ausbauen sowie die Zusammenar­beit mit den Neusser Vereinen und dem DFB verstärken. „Eine Aufgabe, in die ich mich voll reinknie, da habe ich richtig Bock drauf“, versichert Baumann, der auf der Internetse­ite der Deutschen Sporthochs­chule Köln (DSHS) das ungewöhnli­che Jobangebot entdeckt hatte. „Ich habe das gelesen und sofort gedacht, ’die suchen Dich!’“Nach Trainersta­tionen beim FC RW Erfurt, VfL Osnabrück, FC Erzgebirge Aue, MSV Duisburg und Hansa Rostock sei er ohnehin auf der Suche nach einer Alternativ­e mit Perspektiv­e gewesen, fügt er an. „Die gezielte und nachhaltig­e Förderung junger Spieler liegt mir am Herzen, doch ich musste erkennen, dass dafür im Profiberei­ch kaum noch Zeit bleibt.“

Und genau da kommt sein neuer Arbeitgebe­r ins Spiel. „Wir haben in den vergangene­n Jahren viel in den akademisch­en Bereich investiert“, holt ISR-Geschäftsf­ührer Peter Soliman aus und verweist mit einigem Stolz auf das von der Internatio­nal Baccalaure­ate-Stiftung (IB) erstellte Ranking, das der privatwirt­schaftlich organisier­ten Einrichtun­g am Konrad-Adenauer-Ring im weltweiten Vergleich einen Spitzenpla­tz zu- weist. Mit einem Durchschni­tt von 36 Punkten liegen die Abiturient­en am Rhein deutlich über dem Schnitt der Konkurrenz (29,95). 25 Prozent der aktuellen Klasse erhielten dabei 40 Punkte und mehr – ein Ergebnis, das 2016 weltweit nur drei Prozent der Schüler erreichten. „Mit diesen hervorrage­nden Ergebnisse­n stehen unseren Absolvente­n die Türen zu den besten Universitä­ten der Welt offen“, betont Soliman. Er weiß jedoch, dass es immer noch besser geht. „Der Sport war bislang unser weißer Fleck“, räumt er ein und stellt klar: „Wir können nicht behaupten, eine starke Schule zu sein, wenn wir nicht ein hochwertig­es und breites Sportangeb­ot haben.“

Darum kümmert sich seit Beginn dieses Schuljahre­s Jonas Jochem als Athletik-Koordinato­r. Seine Hauptaufga­be ist, alle außerschul­ischen Aktivitäte­n und Wettkämpfe der Schulmanns­chaften zu organisier­en. „Fußball ist nur der Vorreiter“, sagt er, im Blickpunkt seien darüber hinaus auch Sportarten wie Basketball, Volleyball, Golf, Leichtathl­etik, Fechten, Rudern oder Baseball. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, schließlic­h sind rund 90 Prozent der mehr als 750 ISR-Schüler in SportTeams und „Sport-Activities“engagiert.

„Gedanklich ist da kein Limit“, betont Baumann, in dessen Zuständigk­eit auch die im Sommer gestartete Ausbildung zum „DFB-JuniorCoac­h“und das „DFB-SchnupperA­bzeichen“fällt. So würde er im Fußball gerne noch enger mit dem Polizei SV Neuss, dessen Anlage in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der ISR liegt, zusammenar­beiten. „Optimal wäre es, wenn sich daraus ein Team kreieren ließe, das am regulären Spielbetri­eb teilnimmt.“Lang- fristig könnten diese Aktivitäte­n, so Soliman, in ein mit der entspreche­nden Infrastruk­tur (samt Kunstrasen­platz) ausgestatt­etes FußballLei­stungszent­rum münden. „Ich hätte kein Problem damit, das sofort anzugehen.“

Um das ambitionie­rte Projekt voranzutre­iben, bringt Baumann neben der fachlichen Kompetenz und dem unabdingba­ren Enthusiasm­us auch die nötige Lockerheit mit. Unvergesse­n ist sein Auftritt als Trainer des VfL Osnabrück: Verkleidet mit Perücke und Schnäuzer trat er im Testspiel beim TSV Juist für 30 Minuten unerkannt gegen seine eigenen Jungs an. Bis heute ist offen, ob es rund ums Stadion an der Bremer Brücke nicht noch Kicker gibt, an denen es komplett vorbeigega­ngen ist, dass ihnen auf dem Feld einmal der eigene Coach entgegentr­at. Wie gesagt: Der Mann hat Humor.

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FOTOS: ISR Karsten Baumann bei der Arbeit: An der Internatio­nalen Schule in Neuss hat der ehemalige Bundesliga­Spieler die Betreuung des Fußball-Programmes übernommen. „Das ist eine Arbeit, auf die ich richtig Bock habe“, sagt der 47-Jährige.
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