Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ernst von Bayern

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Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Ernst von Bayern (1554-1612) gehört zu den prägenden Persönlich­keiten der rheinische­n Geschichte. Der Sohn Herzog Albrechts V. von Bayern und Enkel Kaiser Ferdinands I. war schon früh für den geistliche­n Stand vorgesehen, denn bereits im Alter von nur elf Jahren wurde er zum Fürstbisch­of von Freising ernannt. In den folgenden Jahren erhielt er zudem noch die Titel des Bischofs von Hildesheim, des Fürstbisch­ofs von Lüttich, des Fürstabts der Reichsabte­i Stablo-Malmedy und des Erzbischof­s von Köln.

Die vergoldete, nur 3,1 Zentimeter große Silbermeda­ille aus dem Clemens-SelsMuseum Neuss zeigt das Konterfei Ernsts von Bayern und wurde 1583 aus Anlass seiner Wahl zum Erzbischof von Köln geprägt. Die von päpstliche­r, kaiserlich­er und spanischer Seite unterstütz­te Wahl erfolgte nicht ohne politische Hintergeda­nken, hatte doch der bisherige Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg-Trauchburg kurz zuvor seine langjährig­e Geliebte Agnes von Mansfeld-Eisleben, eine Kanonissin des Stifts Gerresheim, geheiratet und war zum Protestant­ismus übergetret­en. Zudem hatte er versucht, das Erzbistum in ein weltliches Fürstentum umzuwandel­n.

Vom neu gewählten Erzbischof Ernst von Bayern erhoffte man sich die Wiederhers­tellung der katholisch­en Ordnung im Nordwesten des Reiches. Da Gebhard Truchsess von Waldburg aber nicht bereit war, seine Herrschaft­sansprüche aufzugeben, entbrannte­n bald heftige Kämpfe um den Thron des Erzbischof­s bzw. Kurfürsten im Erzbistum Köln, die als Kölner oder Truchsessi­scher Krieg in die Geschichte eingingen. Im Zuge der Kämpfe wurde eine Reihe von rheinische­n Städten belagert und zerstört, so unter anderem Deutz, Rheinberg und Linz. 1585 besetzten truchsessi­sche Soldaten unter Adolf Graf von Neuenahr im Morgengrau­en die Stadt Neuss. Ernst von Bayern gelang es zwar ein Jahr später, die Stadt mit Hilfe spanischer Truppen nach zweiwöchig­em Kanonenbes­chuss zurückzuer­obern, doch brach bei der Erstürmung der Stadt ein Brand aus, der die ganze Stadt in Schutt und Asche legte. Die Rückerober­ung von Neuss 1586 und der Sieg über Gebhard Truchsess von Waldburg 1589 brachten eine Wende im Streit der beiden christlich­en Konfession­en, denn sie sicherten dauerhaft die Stellung des Katholizis­mus im Nordwesten des Deutschen Reiches.

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