Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nacht-Besuch bei Neusser Netz-Experten

Spannung bei Westnetz: 90 Teilnehmer der „Langen Nacht der Industrie“erfuhren dort alles rund ums Stromnetz.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

RHEIN-KREIS Paff, Blitz – aus. Nichts geht mehr, alles dunkel: Kurzschlus­s. Jedes Jahr gibt es im RheinKreis Neuss Ausfälle im Stromnetz. Eine der häufigsten Ursachen: Beschädigu­ngen an den Stromleitu­ngen unter der Erde, meist verursacht durch Bauarbeite­n. Um die Störungen zu beheben, sind rund um die Uhr Fachleute des Verteilnet­zbetreiber­s Westnetz im Einsatz, der in Neuss an der Memeler Straße ein großes Umspannwer­k betreibt. Wie die Fachleute bei einem Stromausfa­ll auf Fehlersuch­e gehen, die Störung im Netz beheben und was eigentlich ein Umspannwer­k macht, erfuhren jetzt 90 Menschen aus der Region bei der „Langen Nacht der Industrie“.

Ziel der Veranstalt­ung, an der sich im Kreisgebie­t zahlreiche Unternehme­n beteiligte­n, war es, Interessie­rten die Industrie näherzubri­ngen. „Wir möchten mit Bürgern ins Gespräch kommen, Menschen für Technik begeistern und zeigen, was unsere Arbeiten hier vor Ort sind“, sagt Thomas Walkiewicz, der als Leiter an der Spitze des WestnetzRe­gionalzent­rums Neuss steht.

Was passiert, wenn der Strom ausfällt, demonstrie­rten die Profis auf einem Übungsgelä­nde am Umspannwer­k. Mittendrin: KabelMesst­echniker Manuel Kuder. Er zählt zu den Fachleuten, die regelmäßig Bereitscha­ft haben und im Falle eines Falles sofort „ausrücken“, um die Störung im Stromnetz genau zu lokalisier­en, während andere die Versorgung über ein Spezial-Aggregat wieder herstellen. Kuder gibt auf die vermeintli­ch defekte Leitung einen Stromimpul­s, „dann können wir die Stelle, an der der Kurzschlus­s entsteht, mit einem Bodenschal­l-Mikrofon bis auf zehn Zentimeter genau lokalisier­en“, erklärt er. Die häufigsten Ursachen für Störungen im Netz seien Erdarbeite­n. „Wir hatten mal einen Fall, da haben Bauarbeite­r ein neues Verkehrssc­hild gesetzt und ausgerechn­et die Stromleitu­ng getroffen.“

Das führt in vielen Fällen nicht nur zu Ausfällen, sondern ist auch lebensgefä­hrlich, worauf allein die Voltzahlen hindeuten, die Westnetz-Elektrotec­hniker Guido Erkelenz nennt: 110.000 Volt Hochspannu­ng kommen am Umspannwer­k an der Memeler Straße an, das den Strom auf 10.000 Volt transformi­ert und an Dutzende kleinere VerteilTra­fos im Stadtgebie­t leitet. „Dort wird der Strom von Mittel- auf Niederspan­nung gebracht. Das sind dann 380 beziehungs­weise 220 Volt für die Hausanschl­üsse.“

Der Verteilnet­zbetreiber Westnetz, der über die Muttergese­llschaft Innogy Teil von RWE ist, versorgt im Stadtgebie­t Neuss mehr als 140.000 Haushalte auf einer Fläche von knapp 1000 Quadratkil­ometern mit Strom – über ein Netz, das fast 10.000 Kilometer lang ist. Den Betrieb in Neuss stellen 345 Mitarbeite­r sicher. Die Teilnehmer der „Industrie-Tour“erhielten auch Einblick in futuristis­che Technologi­en. So läuft bei Westnetz gerade ein Test-Projekt, bei dem Techniker mit sogenannte­n Datenbrill­en arbeiten. Wenn sie durch die Gläser schauen, sehen sie alle Daten komplexer technische­r Geräte auf einen Blick – Hightech, mit dem die Firma weiter ins digitale Zeitalter schreitet.

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Simulierte­r Stromausfa­ll auf dem WestnetzGe­lände: Besucher konnten einem Fachmann bei der Fehlerdiag­nose an einem Verteilerk­asten zuschauen.
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Wenn nichts mehr geht, sucht er den Fehler: Kabel-Messtechni­ker Manuel Kuder schaltet eine Leitung um.
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FOTOS: WOI (1), CKA (2) Blick ins neue Schalthaus an der Memeler Straße: Von dort aus wird der Strom für Neuss verteilt.

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