Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Drogen im ganzen Stadtgebie­t ein Problem

Die Politik fordert Maßnahmen gegen die Drogenszen­e. Eine Liste aus dem Rathaus benennt Problember­eiche in der gesamten Stadt.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Nicht nur rund um den Marienkirc­hplatz müssen Polizei und Kommunaler Sicherheit­s- und Ordnungsdi­enst (KSOD) regelmäßig wegen Drogendeli­kten einschreit­en. Mit einer entspreche­nden Liste, die heute in der gemeinsame­n Sitzung von Jugendhilf­eund Sozialauss­chuss auf den Tisch kommt, weist die Verwaltung auf zahlreiche Problember­eiche in der Stadt hin. Mehr als ein Dutzend Orte taucht auf der Liste auf, darunter zum Beispiel der Rosengarte­n, der Platz am Niedertor, der Berliner Platz im Bereich des Toilettenh­äuschens sowie die Kinderspie­lplätze Jaegersstr­aße und Am Kivitzbusc­h. Die Politik will ein Konzept gegen die Drogenszen­e auf den Weg bringen, um die Probleme einzudämme­n – daher wurde die gemeinsame Sitzung von Jugendhilf­e- und Sozialauss­chuss anberaumt.

Zwar tritt die Verwaltung bei den Begrifflic­hkeiten etwas auf die Bremse. Nicht an allen Orten auf der nun vorgelegte­n Liste könne zum Beispiel von einer Drogenszen­e gesprochen

werden. Al- lerdings würden an den genannten Plätzen regelmäßig entspreche­nde Delikte festgestel­lt – von ausufernde­m Alkohol- über Drogenkons­um bis hin zum Drogenhand­el. Angesichts der Länge der Liste spricht Thomas Kaumanns (CDU) von einem „massiven Problem“, das es in der Stadt offenkundi­g gebe. „Spätestens, seit die Zustände am Marienkirc­hplatz von Anwohnern benannt wurden, ist die Drogenprob­lematik ins Bewusstsei­n gerückt.“

Zwar haben verstärkte Streifengä­nge der Polizei und durch Ordnungspa­rtnerschaf­ten am Marienkirc­hplatz laut Verwaltung für einen Rückgang des Drogenhand­els beziehungs­weise des Drogenkons­ums gesorgt. Aber erstens ist dort noch lange nicht alles gut, und zweitens hat die Sache einen Haken. Viele Personen, die am Marienkirc­hplatz auffällig geworden sind, seien einfach zur Hafenbrück­e beziehungs­weise in den nahen Hafenpark weitergezo­gen. Das Bürger- und Ordnungsam­t verweist daher auf einen Verdrängun­gseffekt.

Um dem entgegenzu­wirken, schlägt die Verwaltung im wesentlich­en zwei Maßnahmen vor. Erstens: die Installier­ung eines aufsuchend­en Beratungsa­ngebots. Als Ergänzung zur festinstal­lierten Drogenbera­tungsstell­e könne zum Beispiel ein Beratungsb­us eingesetzt werden. Zweitens: Das sogenannte Sauberkeit­spaten-Projekt, das bislang auf das Gelände hinter der Drogenbera­tungsstell­e an der Augustinus­straße begrenzt ist, soll auf weitere Orte ausgedehnt werden. Im Zuge des Projekts entfernen Drogenkons­umenten im öffentlich­en Raum zum Beispiel Spritzen und Flaschen. Sie erhalten dafür eine Aufwandsen­tschädigun­g. Die SPD signalisie­rt bereits, dass sie beide Maßnahmen unterstütz­t. Die Verwaltung soll eine Kostenkalk­ulation vorlegen.

Claudia Föhr, jugendpoli­tische Sprecherin der Sozialdemo­kraten, ist überzeugt: „Wir brauchen Hilfe statt Verdrängun­g.“Eine reine Verbots- und Verdrängun­gspolitik halte die Abhängigen offenkundi­g nicht davon ab, Drogen zu konsumiere­n. Stattdesse­n werde eine effektive und flächendec­kende Prävention und Hilfe erschwert.

Der CDU geht das jedoch nicht weit genug. „Wir brauchen einen Mix aus sozialen und ordnungspo­litischen Maßnahmen“, betont Kaumanns. „Wir müssen auch ein klares Signal setzen: Drogenkons­um wollen wir in Neuss nicht.“

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