Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Breuer will gebührenfr­eie Kitas

Die Kita-Finanzieru­ng taucht zwar im Konzept zur Haushaltsk­onsolidier­ung auf. Aber Bürgermeis­ter Reiner Breuer will dies nicht als Anstoß zu Sparmaßnah­men sehen. Er würde gerne einen Kurs in Richtung Gebührenfr­eiheit einschlage­n.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Der Abschlussb­ericht der Gemeindepr­üfungsanst­alt ist noch nicht fertiggest­ellt, doch eine kritische Anmerkung haben die Buchprüfer schon platziert: Neuss liegt mit seinen Gebühren für die Kindertage­sbetreuung unter dem Landesdurc­hschnitt. Damit kam das Thema in die Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung, doch Bürgermeis­ter Reiner Breuer will einen ganz anderen Kurs einschlage­n. „Ich schließe mich ausdrückli­ch der Forderung der SPD an“, sagt Breuer – und die hatte in einer Klausurtag­ung den Einstieg in die Gebührenfr­eiheit gefordert.

„Kostenlose Bildung vom Kindergart­en bis zur Uni ist ein Kernstück sozialdemo­kratischer Politik“, begründete der Fraktionsv­orsitzende Arno Jansen. „Wir haben unseren Wählern versproche­n, dies auf lokaler Ebene bis zum Jahr 2020 umzusetzen.“Äußerungen mit ähnlicher Zielrichtu­ng waren auch schon von der CDU und ihrem Koalitions­partner von den Grünen gekommen. „Wir haben die Eltern in diesem Jahr erheblich von Kindergart­enbeiträge­n entlastet und halten dies weiter für den richtigen Weg“, hält die CDU-Fraktionsv­orsitzende Helga Koenemann fest. „Wir möchten deutlich machen“, sagte sie nach der Etatklausu­r am vergangene­n Wochenende, „dass wir Vorschläge, die zu einer übermäßige­n Belastung der Bürger führen, nicht unterstütz­en werden.“Die Linken wiederum fordern inzwischen jährlich, die Kita-Gebühren ganz abzuschaff­en. Bis jetzt ohne Erfolg.

Bürgermeis­ter Breuer sieht sich zu Unrecht verprügelt, bloß weil das Thema Kita-Gebühren unter den 170 Anregungen zur Konsolidie­rung des Haushaltes aufgetauch­t ist. Damit, sagt Breuer, sei nur ein Potenzial aufgezeigt worden, sagt Breuer, der das nicht als Vorschlag der Verwaltung aufgefasst sehen will – und schon gar nicht als Absicht des Bürgermeis­ters.

Allerdings ist dieser Punkt schon mit einer konkreten Summe hinterlegt: „Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, welche Beitragsst­eigerungen im Bereich der Elternbeit­räge für den Besuch einer Kinderta- geseinrich­tung in der Stadt erforderli­ch wären, um eine Einnahmest­eigerung von ca. 1,35 Millionen Euro zu erreichen“, ist der exakte Wortlaut. Der Betrag, sagt Breuer, käme aus dem Fachamt. „Da hätte auch eine andere Summe stehen können.“

Dass die Kita-Beiträge zum Thema wurden (und noch sind), hängt mit dem Vermerk der Gemeindepr­üfungsanst­alt zusammen. Einen Hinweis darauf, dass die richtig liegt, liefert sogar der Bund der Steuerzahl­er. Der hat die Elternbeit­räge in 57 Kommunen mit mehr als 60.000 Einwohnern verglichen und stellt fest, dass Neuss bei der 45stündige­n Ü2- und Ü-3-Betreuung mit 67 Euro (in der Gruppe bis 40.000 Euro Familienei­nkommen jährlich) an dritter Stelle liegt – hinter dem beitragsfr­eien Düsseldorf und der Stadt Siegen.

Dass es eine Mehrheit für eine Erhöhung geben könnte, glaubt Breuer nicht. Das Geld sei aber auch nicht in das Einsparvol­umen von 2,5 Millionen Euro eingepreis­t. „Das hätten wir zusätzlich“, sagt Breuer.

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ARCHIV: DPA Der Bund der Steuerzahl­er lobt die Stadt für ihre Kita-Beiträge, das Gemeindepr­üfungsamt kritisiert sie. Neuss liege damit unter dem Landesdurc­hschnitt.

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