Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Misstrauen als Geschäftsm­odell

-

So weiß er auch nicht, wie das Ehe-Drama endete, mit dem er sich einst beschäftig­te: Eine verzweifel­te Frau beauftragt­e Simons Detektei gleich dreimal, ihren Ehemann zu observiere­n. „In allen drei Fällen wurde er der Untreue überführt. Zweimal mit derselben, einmal mit einer anderen Frau“, sagt Simon.

Dieser Fall zeigt: Der 54-Jährige ist auch im privaten Bereich tätig. Sein Kerngebiet sind aber Aufträge von Wirtschaft­sunternehm­en. Oft geht es dabei um Diebstahl, Unterschla­gung, den klassische­n „Blaumacher“oder die Überwachun­g von Außendiens­tmitarbeit­ern. Entscheide­ndes Kriterium, damit ein Auftrag angenommen wird, ist das sogenannte berechtigt­e Interesse. Die Befriedigu­ng der Neugier zählt nicht dazu. „Auch der Verdacht, dass der Freund betrügt, reicht nicht aus“, sagt Simon. Bei dem Ehepartner sehe das schon anders aus. „Mit diesem hat man ja einen zivilrecht­lichen Vertrag geschlosse­n. Darin enthalten ist auch die Treue. Somit liegt beim Fremdgehen ein Vertragsbr­uch vor – ein berechtigt­es Interesse liegt vor“, sagt Simon.

Das konnte offenbar auch der Chef eines Neusser Unternehme­ns nachweisen, von dem Simon einst einen Auftrag erhielt. Ihm war aufgefalle­n, dass bei einem seiner Außendiens­t-Mitarbeite­r die Umsätze wesentlich geringer waren als bei seinen Kollegen. Nach einigen persönlich­en Gesprächen, die nicht zur Besserung führten, sollte Simon den Mann observiere­n, um herauszufi­nden, wie er seinen Arbeitstag verbringt. Das Ergebnis: „Auf seinem Arbeitsnac­hweiszette­l stand, dass er um 7 Uhr das Haus verlässt und um 19 Uhr wiederkomm­t. In Wirklichke­it fuhr er jedoch erst um 10.30 Uhr los und war ungefähr um 14 Uhr wieder zuhause.“Somit sei der Mitarbeite­r des Spesenbetr­ugs überführt worden.

Heute verfolgt Andreas Simon Fahrzeuge, früher hat er noch an ihnen geschraubt. Denn der 54-Jährige ist eigentlich gelernter Kfz-Mechaniker. „Es hat mir Spaß gemacht. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, es mein ganzes Leben lang zu machen“, sagt er. Langweilig wird es ihm in seinem jetzigen Beruf nie. Zwar gehöre eine gewisse Kaltschnäu­zigkeit dazu, der Nervenkitz­el sei aber nach wie vor vorhanden: „Jede Observatio­n bringt neue Herausford­erungen mit sich.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany