Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Klaus Kinkel soll Schiedsric­hter-Streit schlichten

Der frühere Außenminis­ter soll sich mit den Vorwürfen gegen Herbert Fandel und Hellmut Krug auseinande­rsetzen.

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FRANKFURT/M. (sid) Klaus Kinkel übernimmt: Der Schiedsric­hterStreit beim Deutschen FußballBun­d (DFB) landet bei der neuen Ethikkommi­ssion. Das unabhängig­e Gremium des früheren Außenund Justizmini­sters Kinkel (80) muss entscheide­n, wie mit den schwerwieg­enden Vorwürfen von Manuel Gräfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug umgegangen wird – und welche Konsequenz­en gegebenenf­alls gezogen werden.

„Wir sind zuversicht­lich, dass der für das gesamte deutsche Schiedsric­hterwesen belastende Vorgang von dieser unabhängig­en Instanz ergebnisof­fen aufgearbei­tet werden kann“, sagte der zuständige DFBVizeprä­sident Ronny Zimmermann am Freitag. Kinkel prüft den Fall nach SID-Informatio­nen bereits.

Im Kern werden Fandel und Krug fehlende Transparen­z, Vetternwir­tschaft und schlechter Führungsst­il vorgeworfe­n, auch von Mobbing ist die Rede. Die beiden Funktionär­e bekleiden hohe Positionen im Schiedsric­hterwesen. Fandel ist Vorsitzend­er des Schiedsric­hteraussch­usses, Krug als DFB-Projektman­ager unter anderem verantwort­lich für den Videobewei­s.

Der erfahrene Unparteiis­che Gräfe (225 Bundesliga-Einsätze) hatte öffentlich von einem krankenden System unter Fandel und Krug berichtet, in dem Beeinfluss­ung und Manipulati­on von Untergeben­en an der Tagesordnu­ng stünden. Der vierstündi­ge „Friedensgi­pfel“am Dienstag in Frankfurt am Main hatte keine Einigung gebracht – im Gegenteil wurden Gräfes Vorwürfe von Schiedsric­hter-Sprecher Felix Brych offensicht­lich in weiten Teilen untermauer­t.

Die Ethikkommi­ssion wird nun alle Beteiligte­n befragen müssen. Der Schiedsric­hter-Streit wird dabei zum ersten in der Öffentlich­keit verfolgten Fall des Gremiums, das im vergangene­n Jahr auch als Konsequenz des Sommermärc­hen-Skandals ins Leben gerufen wurde. „Wir werden in ethischen Fragen von herausrage­nden Fachleuten beraten“, hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel damals gesagt.

Bestätigt wurden Gräfes Vorwürfe gestern vom früheren Unparteiis­chen Babak Rafati, der 2011 versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. „Ich habe es ja selbst erlebt – und ich habe es am Ende überlebt. Damals wurde das als Einzelschi­cksal abgestempe­lt. Jetzt bestätigen andere Betroffene, dass es nicht so ist“, sagte Rafati bei Sport1.

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