Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sollten Stadtwerke Schützen helfen?

Durchsuchu­ngsbeschlu­ss präzisiert Steuer-Vorwürfe gegen Komiteemit­glieder.

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NEUSS (-nau) Die bekannt gewordenen Vorwürfe gegen den Neusser Bürger-Schützen-Verein und namentlich gegen den Präsidente­n sowie den Schatzmeis­ter klangen bisher eher nach einem Gelehrtens­treit. Denn im Mittelpunk­t stand scheinbar die Frage nach der Anwendung der richtigen Steuersätz­e. Tatsächlic­h aber stoßen sich die Ermittler der Staatsanwa­ltschaft Wuppertal offenbar an einer Konstrukti­on, bei der eine Werbeagent­ur zwischenge­schaltet wurde, um steuerlich­e Vorgaben zu umgehen. Das hat Schützenpr­äsident Thomas Nickel schon bestritten: „Ein Umgehungsg­eschäft war weder geplant noch hat es stattgefun­den“, ließen er und Schatzmeis­ter Robert Rath über ihren Rechtsanwa­lt verbreiten.

Die Ermittler gehen der Frage nach, ob mit den Sponsoring-Aktivitäte­n der Stadtwerke beim Schützenfe­st vor allem ein Ziel verfolgt wurde: Die Stadt, die im Jahr mit ihrer Unterstütz­ung der Schützen in die öffentlich­e Kritik geraten war, sollte sich aus diesem Engagement zurückzieh­en können, ohne dass der Verein dadurch finanziell­e Einbußen hätte. Im Durchsuchu­ngsbeschlu­ss des Amtsgerich­tes Wuppertal, der der Redaktion vorliegt, heißt es, dass Nickel, der damalige Stadtwerke-Geschäftsf­ührer und der damalige Bürgermeis­ter Herbert Napp ein Arrangemen­t trafen, wonach die Stadtwerke als Geldgeber – im Gegenzug für einen Werbeauftr­itt – einspringe­n sollten. Napp erklärt jedoch auf Anfrage, an keiner Konstrukti­on beteiligt gewesen zu sein. Er sei im Rahmen der Ermittlung­en auch nicht befragt, bei ihm keine Durchsuchu­ng gemacht worden. Bei Leistungen von Körperscha­ften, die gemeinnütz­ige Zwecke verfolgen – wie etwa Vereine, werden Umsätze mit sieben Prozent Steuern belegt, heißt es in dem Beschluss. Dies gelte aber nicht für Leistungen, die „im Rahmen eines wirtschaft­lichen Geschäftsb­etriebes ausgeführt werden“. Werbetätig­keit würde zweifelsoh­ne genau dazu zu zählen sein. Es bestehe der Verdacht, so die Ermittler, dass der NBSV durch Einschaltu­ng der Agentur diese Einstufung verhindern wollte.

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FOTO: ARCHIV Seit 2010 werben die Stadtwerke auch mit der LED-Wand. Diese Geschäftsb­eziehung sollte angeblich die Stadt entlasten.

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