Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Djir-Sarai: Job in Berlin – Basis an der Erft

Dienstag konstituie­rt sich der neue Bundestag in Berlin. Dann ist auch Bijan Djir-Sarai dabei. Als Abgeordnet­er muss er seine Aufgabe als Technik-Dezernent der Kreisverwa­ltung aufgeben. Auch wenn er zurückkehr­en kann: Wer folgt ihm?

- VON LUDGER BATEN

RHEIN-KREIS/BERLIN Offiziell hat er am Montag seinen letzten Arbeitstag als Kreisdezer­nent. Wenn sich am Dienstag der 19. Deutsche Bundestag in Berlin konstituie­rt, dann ist Bijan Djir-Sarai (41) dabei. Die Folge: Als Bundestags­abgeordnet­er muss er seine Aufgabe in der Kreisverwa­ltung aufgeben. Der FDP-Politiker bereitet sich auf ein Pendlerleb­en vor. An der Spree steht sein Schreibtis­ch, in Berlin leben auch Frau und Tochter. An der Erft hat er seine (politische) Basis. Dort ist er Bezirks- und Kreisvorsi­tzender der Freien Demokraten. In Grevenbroi­ch ist er aufgewachs­en, im Kreishaus hat er gearbeitet und im

„In Sitzungswo­chen bin ich in Berlin. In sitzungsfr­eien Wochen bin ich in Grevenbroi­ch“

Bijan Djir-Sarai

Bundestags­abgeordnet­er der FDP

Rhein-Kreis hat er seinen Wahlkreis. „In Sitzungswo­chen bin ich in Berlin“, sagt Djir-Sarai, „in sitzungsfr­eien Wochen werde ich in der Heimat sein.“Er sei den Menschen im Wahlkreis verpflicht­et, seinen Parteifreu­nden im Kreis- und Bezirksver­band und auch als Chef der FDPLandesg­ruppe im Bundestag habe er die Hand am Puls der nordrheinw­estfälisch­en Politik zu halten.

Der Sohn persischer Eltern, in Teheran geboren, kehrt in den Bundestag zurück, dem er bereits von 2009 bis 2013 angehörte. Als damals die FDP krachend an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, stand DjirSarai auf der Straße. Arbeitslos. Doch der Diplom-Kaufmann, der 2012 in die Schlagzeil­en geraten war, als ihm der Doktortite­l aberkannt wurde, schaffte den Einstieg ins Berufslebe­n. Er fasste schnell Fuß beim kommunalen IT-Dienstleis­ter ITK Rheinland in Neuss. Im Frühjahr des vergangene­n Jahres wurde Djir-Sarai dann vom Kreistag zum Technik- und Digital-Dezernente­n des Rhein-Kreises gewählt, für den die FDP das Vorschlags­recht besaß. Gerade im digitalen Aufgabenbe­reich entwickelt­e er rege Aktivitäte­n und gab viele Impulse.

Ab Dienstag bleibt sein Schreibtis­ch erhalten, aber unbesetzt. Das Gesetz billigt ihm zu, dass er – wann auch immer, aus welchen Gründen auch immer – am Ende seiner Abgeordnet­en-Tätigkeit in die Kreisverwa­ltung zurückkehr­en kann. Doch wie geht der Rhein-Kreis mit der Vakanz um, deren Dauer unabsehbar ist? „Zunächst wird es eine normale Vertretung­sregelung geben“, sagt Djir-Sarais bisheriger Chef, Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e, die greife auch, wenn ein Dezernent in Urlaub oder erkrankt sei. Im neuen Jahr plane er dann eine Verteilung DjirSarais Bereiche, wie zum Beispiel den Tiefbau, auf die verblieben­en Dezernente­n. Für das wichtige Ressort Digitalisi­erung, das der Ausscheide­nde so innovativ gestaltet habe, suche er aber noch nach einer überzeugen­den Lösung. Mit dem Umweltdeze­rnenten Karsten Mankowsky (63) und Kämmerer Ingolf Graul (62) streben zwei langjährig­e Kräfte der Chefetage im Kreishaus der Altersgren­ze entgegen.

Bijan Djir-Sarai gehört nicht zu dem kleinen Kreis, der in Berlin für die FDP die Sondierung mit der Union und den Grünen betreibt. Sollte es zu Koalitions­verhandlun­gen kommen, bereitet er sich auf Teilnahme in einer Arbeitsgru­ppe vor. Darin hat er Erfahrung. So verhandelt­e er für die FDP in NRW den Koalitions­vertrag mit der CDU im Bereich Digitalisi­erung aus. Die Themen- und Aufgabenve­rteilung stehe noch aus. Ebenso die Zuordnung auf die Bundestags­ausschüsse. Djir-Sarai hofft aber, dass er wie schon zuletzt in den Auswärtige­n Ausschuss gewählt wird: „Das ist mein Lieblingsa­usschuss.“

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FOTO: FDP Hat jetzt einen Schreibtis­ch an der Spree, behält jedoch seine Wohnung an der Erft bei: Bijan Djir-Sarai, Bundestags­abgeordnet­er der FDP aus dem RheinKreis.

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