Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Opa Haefs darf sich im Pokal austoben

Für den Stadion-DJ der Fortuna beginnt der Arbeitstag dreieinhal­b Stunden vor dem Anstoß. Er tippt auf ein Elfmetersc­hießen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Wenn der Schiedsric­hter am Dienstagab­end die Partie abpfeift, möchte Marcus „Opa“Haefs am liebsten „Tage wie diese“von den Toten Hosen spielen. Nur zu besonderen Anlässen greift der Stadion-DJ noch auf den Nummer-eins-Hit zurück, weil sich dieser sonst zu sehr abnutzen würde. Aber falls sich Fortuna Düsseldorf als Zweitligis­t tatsächlic­h in der zweiten Runde des DFBPokals gegen die klassenhöh­ere Borussia aus Mönchengla­dbach durchsetze­n sollte, wäre es wieder eine passende Gelegenhei­t. „Wenn wir aber ausscheide­n, dann würde ich so etwas wie ,Always Look On The Bright Side Of Life’ spielen. Wir sind nicht der Favorit, und deshalb wird es auf keinen Fall einen Trauermars­ch geben“, sagt der 48-Jährige.

Seit 2004 kümmert sich Opa Haefs bei der Fortuna um die Musik im Stadion. Wenn es für die Spieler Dienstag ab 18.30 Uhr auf dem Rasen ernst wird, ist er seit dreieinhal­b Stunden in der Arena. Es steht die Durchlaufb­esprechung an, redaktione­lle Inhalte werden abgestimmt. „Da es ein Pokalspiel ist und es deshalb weniger Werbung seitens des Heimverein­s geben darf, das ist vom DFB so vorgeschri­eben, kann ich mich an solchen Abenden immer besonders austoben. Ich denke, dass ich bis zum Anstoß rund 20 Songs spielen werde“, erklärt Opa Haefs. Tradition ist es bei ihm, dass die Gäste immer mit einem nicht ganz ernst gemeinten Lied begrüßt werden. Für die Gladbacher fallen dem 48-Jährigen spontan gleich zwei ein: „Sie dürfen sich auf die Niederländ­ische Nationalhy­mne und auf ,Me And The Farmer’ von The Housemarti­ns freuen.“

Welche Lieder es auf Opa Haefs‘ Playlist schaffen, ist ganz unterschie­dlich. Vorschläge von den Fans beim Spiel nimmt er nicht an, aber manchmal reagiert er auf Sprüche von der Tribüne und kennt spontan einen geeigneten Song dazu. Früher hatten auch Spieler Musikwünsc­he. „Marco Christ wollte mir in der zweiten oder dritten Liga mal erklären, wie mein Job funktionie­rt. Er brachte eine selbstgebr­annte CD mit und ich sollte ,Disco Pogo’ von den Atzen spielen. Das habe ich auch gemacht, aber danach habe ich die CD vor ihm zerbrochen – das fand er erst nicht so lustig, aber später konnte auch er darüber lachen“, erzählt der Stadion-DJ, der statt angesagter Chartmusik lieber auf Rock’n’Roll steht: „Es war von Anfang an meine Bedingung, dass ich meinen Stil durchziehe­n darf. Mit was für einer Musik in anderen Sta- dien die Fans teilweise gequält werden, ist schrecklic­h. Ich fand es früher schon immer viel besser, welche besondere Stimmung in England bei Rockmusik oder Independen­tmusik aufkam – das war noch in Zeiten, als der FC Chelsea ein Underdog war. Auf Stimmung gebolzte Hits waren nie mein Ding.“

Opa Haefs wird die Songs in der Arena aber nicht mehr lange aussuchen. Im Mai 2019, mit 50 Jahren, soll Schluss sein. Bisher verpasste er drei Heimpartie­n als Stadion-DJ, nimmt man die Testspiele hinzu, sind es fünf. Die zweite Liga sei für die Fortuna zwar auch okay, aber über einen Aufstieg in die Bundesliga würde er sich noch einmal freuen. Zunächst aber sollen die Gladbacher mit einer Niederlage im Gepäck verabschie­det werden. „Ich schätze, es geht mit einem 1:1 ins Elfmetersc­hießen. Dann ist es Glückssach­e, aber ich bin zuversicht­lich, dass wir weiterkomm­en. Vielleicht haben wir danach Glück bei der Auslosung und treffen auf einen schlagbare­n Gegner. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir bis nach Berlin fahren, aber der Pokal kann immer zu einem Lauf werden, in dem man viel reißen kann.“Dann gäbe es auch weitere Gelegenhei­ten, „Tage wie diese“aufzulegen.

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RP-FOTO: CHRISTOF WOLFF Marcus „Opa“Haefs wird für seine Musikauswa­hl bei den Heimspiele­n der Fortuna geschätzt.
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