Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bewegender Abschied von Jörg F.

Der zu Tode misshandel­te Elfjährige wurde gestern in Reuschenbe­rg beerdigt.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Der Junge auf dem großen, weiß eingerahmt­en Bild lächelt. So wollen sie ihn in Erinnerung behalten, ihren Jörg. Und im Anblick seiner strahlende­n Augen nahmen sie gestern von ihm Abschied. Neben dem Sarg des zu Tode misshandel­ten Jungen aus Weckhoven, der nur elf Jahre alt wurde, legten Familienan­gehörige, Freunde und Bekannte in der Reuschenbe­rger St.-Elisabeth-Kirche Blumen, Kerzen, Kuscheltie­re und persönlich­e Gegenständ­e nieder. Ein bewegender Abschied, in dem die Verzweiflu­ng, die Wut, die Hilflosigk­eit der Angehörige­n greifbar war.

In seiner Trauerrede zeichnete Diakon Michael Linden das Bild von einem neugierige­n und aufgeweckt­en Jungen. Ein Elfjährige­r, der sich nicht nur um seine Geschwiste­r liebevoll kümmerte, sondern auch seinen Mitschüler­n gegenüber ein hohes Verantwort­ungsbewuss­tsein zeigte. „Mit dieser Einstellun­g wärst du ein toller Polizist geworden, lieber Jörg“, ging Michael Linden auf den lang gehegten Berufswuns­ch des Realschüle­rs ein, „er wollte für eine Welt sorgen, in der Menschen sich wohlfühlen“.

Doch sein junges Leben wurde ihm gewaltsam entrissen. Mit schwersten Verletzung­en musste der Junge am 5. Oktober in der Wohnung eines Onkels von Rettungskr­äften reanimiert werden. Der Onkel ist geständig, seinem Neffen die Verletzung­en zugefügt zu haben und sitzt in Untersuchu­ngshaft. Die Ermittlung­en dauern jedoch an. „Diese verabscheu­ungswürdig­e Tat ist und bleibt unbegreifl­ich“, sagte Linden in der St.-Elisabeth-Kirche. An der Trauerfeie­r nahmen unter anderem auch der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Sven Schümann und Jugenddeze­rnent Ralf Hörsken teil. Beigesetzt wurde der Junge wenig später auf dem Südfriedho­f.

Mit mehreren Kräften vor Ort war auch die Notfallsee­lsorge. „Es ist schwer, so eine Situation zu verkraften. Vor allem bei mutwillig herbeigefü­gten Verletzung­en eines Kindes. So etwas hält kein Mensch aus“, sagte Angelika Ludwig, Leiterin der Notfallsee­lsorge. Für die Rettungskr­äfte, die den kleinen Jörg am 5. Oktober reanimiere­n mussten, bot sich damals ein Bild des Schreckens. Einige nutzten gestern ebenfalls die Möglichkei­t, Abschied zu nehmen.

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NGZ-FOTO: WOI Mehrere Kräfte der Notfallsee­lsorge zeigten gestern vor und in der St.-ElisabethK­irche Präsenz.

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