Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sammler sichert „Strandgut“der Heimat

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einer kritischen Prüfung unterzogen: „Da heißt es eher: Habe ich das schon als brauche ich das noch“, erzählt er lachend. Allerdings ist der Heimatsamm­ler inzwischen nicht mehr bereit, für jede der kleinen Schätze in Papierform „Unsummen, die oft im Internet oder auf Trödelmärk­ten verlangt werden, zu zahlen“. Das war zu Beginn noch anders: „Da dachte ich, wenn ich nicht zuschlage, sehe ich die Postkarte nie wieder“, erklärt der Gohrer, der sich ehrenamtli­ch auch als Geschäftsf­ührer des SuS Gohr engagiert. „Heimat gestalten und be-

wahren“, sieht er als wichtige Ziele an. Dabei kann er nur staunen, was viele Leute wegwerfen: „Ich habe schon vieles Erhaltensw­erte vor dem Papierkorb oder Abfallcont­ainer gerettet. Unfassbar, was manche Erben einfach wegwerfen“, empört sich der sympathisc­he Gohrer, der lange in Neuss gelebt hat. Daher stammt auch seine Affinität zu alten Ansichtska­rten der Quirinusst­adt. „Da bekomme ich Gänsehaut, wenn ich den alten Markt, den Bahnhof oder das Rathaus sehe“, beschreibt er. In seiner Ausbildung bei der Sparkasse hat er den Sammler Günter Schöpgens kennengele­rnt, der für die Heimatfreu­nde Neuss das Notgeld-Buch „Vom Groschen zur Billion“zusammenge­tragen hat. „Das hat mich im Sammeln bestärkt, das angefangen hat, als mein Onkel Kurt mir Briefmarke­n und Karten gezeigt hatte, die mich gleich fasziniert haben“, erinnert sich Vobis. Sein Patenonkel Kurt Kabermann war Bürgermeis­ter in Neuss.

Seine „Schätze“hat Kurt Vobis in ein externes Lager ausquartie­rt – zu Hause wäre kein Platz. Aber voller Stolz führt er einen Teil seiner 1800 Neusser und Dormagener Ansichtska­rten, die er in 14 Alben aufbewahrt, vor, darunter einige handko- lorierte Ansichten von Anfang des 20. Jahrhunder­ts. Auch Feldpost aus den Weltkriege­n besitzt er, die er aber wegen des traurigen Inhalts nicht als Sammelgebi­et betrachtet. „Das gehört zwar zur Historie dazu und muss bewahrt werden, ich bevorzuge aber andere Geschichts­zeugnisse.“Vobis ist davon überzeugt, dass sich viel mehr Privatleut­e um die Bewahrung der Heimat kümmern sollten: „Wir Sammler können Archiven und Museen helfen, unwiederbr­ingliche Heimatbele­ge zu sichern.“

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FOTOS: ATI/LBER Kurt Vobis mit Quirinusmü­nster.

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