Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Einblicke in den Arbeitsalltag eines Schauspielers
In der Reihe „Wie Künstler denken“stellte sich der Schauspieler Joachim Berger den Fragen von Vera Henkel.
NEUSS Franz-Josef Strauß und die CSU übten einen entscheidenden Einfluss bei der Berufswahl Joachim Bergers aus: „Ich erlebte meine Heimat Bayern damals als großes Theater“, erinnerte sich der 1961 geborene Schauspieler bei der Veranstaltung „Wie Künstler denken“im Kunstraum Neuss. Als Fünfzehnjähriger stellte er sich schließlich auf den Marktplatz seiner Heimatgemeinde und deklamierte die „Marseillaise“.
„Ich fühlte mich anders als die anderen, was mich letztendlich zum Theater führte“, sagte der Künstler mit der durchdringenden Stimme im Gespräch mit Moderatorin Vera Henkel. Das Auditorium, das viele Fragen stellte, erlebte an diesem Abend einen gut gelaunten Schauspieler, der freimütig über seinen Beruf erzählte und mit so manchem Klischee aufräumte. Sein Arbeitsalltag gestalte sich mit frühem Aufstehen, Textbeschäftigung, Proben und Vorstellungen eher unspektakulär und sehr kräftezehrend. „Wie lernen Sie die Texte auswendig?“, wollte Henkel wissen. Da kenne er keine Tricks, gab Berger zu. Bei fehlendem Bezug sei schlichtes Büffeln angesagt, das Textverständnis erarbeite er sich unter anderem mit den klassischen „Reclams Erläuterungen“. Während der Vorstellungen helfe ein Schrittrhythmus, das Richtige an der richtigen Stelle zu sagen.
„Außerdem haben wir wunderbare Souffleusen am Rheinischen Landestheater“, so Berger augenzwinkernd. Seit 2010 ist er festes Ensemblemitglied und hat erst ein Mal einen echten Texthänger gehabt. Für ihn ist die entscheidende Triebfeder, Menschen Geschichten erzählen zu wollen: „Die Vermittlung von Inhalten verbunden mit einer tiefen Sehnsucht nach Begegnung führt beim Publikum zu einem Erlebenskonsens“, erklärte er. Er empfindet
„Ich erlebte meine Heimat Bayern damals als großes Theater“
es als Privileg, sich mit dem kulturellen Erbe seines Landes auseinandersetzen zu dürfen. „Offenheit und Neugier sind unbedingte Voraussetzungen für den Schauspielberuf“, sagte er. Dieser präge auch das Sozialverhalten – im Privatleben müsse man schon mal aufpassen, dass man nicht in „rhetorische Muster“verfalle. Lampenfieber? „Das gehört einfach dazu. Erfahrung hilft aber, damit umzugehen“, betonte er. Die Identifikation mit seinen Rollen sei aber nicht total. „Ich weiß, wer ich bin“, stellte Berger klar. Joachim Berger
Schauspieler