Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

EU erhöht Druck auf Herkunftsl­änder

Politiker von Union, FDP und SPD unterstütz­en die Initiative, die Linke ist dagegen,

- VON JAN DREBES

BERLIN/BRÜSSEL Die Europäisch­e Kommission schlägt einen schärferen Ton gegenüber Heimatstaa­ten von abgelehnte­n Asylbewerb­ern an, die ihre Staatsbürg­er nicht zurücknehm­en wollen. Einem Bericht der „Welt am Sonntag“zufolge bestätigte Brüssel, dass Bangladesc­h das erste Land sei, bei dem ein „VisaHebel“erfolgreic­h angewandt worden sei. Man habe sich auf die Einhaltung von Standardve­rfahren bei Rückführun­gen geeinigt, hieß es.

Die EU baut mit diesem Hebel Druck auf, indem sie Staaten darauf hinweist, dass etwa Diplomaten des jeweiligen Landes Schwierigk­eiten beim Beantragen von Visa zu befürchten hätten. In diesem Frühjahr sei Bangladesc­h das Hauptherku­nftsland von Migranten gewesen, die von Libyen über das Mittelmeer nach Italien gekommen seien, hieß es weiter aus Brüssel. Seit Jahren fordern Politiker auch in Deutschlan­d, dass die Herkunftsl­änder die Rücknahmev­erfahren beschleuni­gen müssten. Vor allem um nordafrika­nische Staaten war eine Debatte entbrannt.

Der noch geschäftsf­ührend tätige Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) begrüßte dem Bericht zufolge das Vorgehen der EU. „Wenn es trotz der entspreche­nden Verpflicht­ung eines Drittstaat­s regelmäßig Schwierigk­eiten bei der Rücküberna­hme seiner Staatsange­hörigen gibt, ist es nur konsequent, im Gegenzug die Einreise von Menschen aus diesem Land an engere Voraussetz­ungen zu knüpfen.“Die Maßnahmen zielten „auf die für die schleppend­e Rücküberna­hme Verantwort­lichen, also auf Dienst- und Diplomaten­passinhabe­r des betreffend­en Staates“, sagte de Maizière.

Auch Alexander Graf Lambsdorff (FDP) äußerte sich positiv. „Die Drosselung der Visumsverg­abe ist ein sinnvoller Hebel.“Auch eine Kürzung der Entwicklun­gshilfe oder ein Abstimmung­sverhalten in internatio­nalen Organisati­onen seien ein Druckmitte­l. „Schließlic­h benötigen die Staaten der Dritten Welt oft die Hilfe der EU, etwa um ihre Leute in der UNO zu platzieren.“

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) erklärte, dass es „gerade hinsichtli­ch afrikanisc­her Staaten nur mühsam“vorangehe mit Rückführun­gen, es brauche mehr Druck aus Berlin und Brüssel. Auch Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) begrüßte das Vorgehen. Kritik kam von den Linken. Parteichef­in Katja Kipping sagte, solche Beschränku­ngen würden die Falschen treffen: „Touristen, Studierend­e oder Menschen, die hier arbeiten wollen.“

Seit Januar stellten vor allem Menschen aus Syrien, dem Irak und Afghanista­n einen Erstantrag auf Asyl in Deutschlan­d.

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