Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayer glaubt wieder an die eigene Stärke

Leverkusen gewinnt das Derby gegen Köln nach Rückstand mit 2:1. Für die Nachbarn aus der Domstadt sieht es finster aus.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Nach dem emotionale­n Nachbarsch­aftsduell ging es in der Kabine von Bayer Leverkusen hoch her. Bis in die Interviewz­one war die Musik aus dem streng abgeschirm­ten Bereich zu hören. Wenn sich die Tür öffnete, mischten sich Gelächter und Jubelschre­ie in die Geräuschku­lisse. Der dritte Pflichtspi­elsieg innerhalb von sieben Tagen nährt in Leverkusen die Hoffnung, das notorische Auf und Ab hinter sich gelassen zu haben. Wie schon beim 5:1Triumph über Mönchengla­dbach lag Leverkusen gegen Köln zunächst zurück und drehte die Partie – wenn auch nicht ganz so deutlich wie gegen die Elf vom Niederrhei­n.

Einer der Ersten, die vor die Mikrofone traten, war Kevin Volland. „Die drei Siege sind Gold wert für uns. Wir sind im Pokal weiter und in der Liga wieder absolut dabei“, sagte der Angreifer, dessen vermeintli­cher Treffer zum 3:1 (85.) sehr zu seinem Ärger Minuten später aberkannt worden war, weil Teamkolleg­e Leon Bailey den Ball mit dem Oberarm mitnahm, ehe er die Vorlage gab. Der seit Wochen formstarke Jamaikaner bekannte nach der Partie freimütig: „Ich hasse den Videobewei­s.“Regelkonfo­rm war die Korrektur des Spielstand­es aber allemal.

Bailey hatte Sehrou Guirassys Führungstr­effer (23.) in der zweiten Halbzeit egalisiert (53.). Sven Bender erzielte den Treffer zum Endstand (73.). „Wir haben viel individuel­le Qualität und spielen als Mannschaft“, betonte Volland. Das Team sei im Gegensatz zur Vorsaison taktisch besser. „Jetzt haben wir immer einen guten Plan.“Mit 15 Punkten mischt die holprig in die Spielzeit gestartete Werkself nun wieder mit im Rennen um das internatio­nale Geschäft. Platz vier ist nur drei Zähler entfernt.

Die jüngste Erfolgsges­chichte der Leverkusen­er hat neben Bailey und Volland viele Gesichter – und einen Vater: Trainer Heiko Herrlich. „Man sieht, dass wir alle füreinande­r spielen“, beschrieb Volland die Unterschie­de zur völlig verkorkste­n Vorsaison. Die Mannschaft habe zudem Charakter. Bestes Indiz: Nach Rückstände­n wie zuletzt gegen Schalke, Gladbach und jetzt Köln kam die Werkself immer wieder zurück. Das belegt die hohe Moral. Und die Effektivit­ät von Herrlichs Umstellung­en. „Wir wollen unter die Top sechs“, erklärte Volland selbstbewu­sst.

Das sind Tabellenre­gionen, von denen der Nachbar aus Köln nur träumen kann. Zwei Punkte aus zehn Spielen – die Bilanz des Teams von Peter Stöger ist desaströs. Das Abstiegsge­spenst geistert munter durch die Domstadt. Ein Hoffnungss­chimmer: In der vergangene­n Spielzeit stand der Hamburger SV ebenso schlecht da und schaffte es trotzdem, die Klasse zu halten – allerdings auch durch einen Trainerwec­hsel.

Der scheint in Köln nach dem vorzeitige­n Abgang von Sportdirek­tor Jörg Schmadtke zumindest vorerst ausgeschlo­ssen. Stöger wirkte nach dem Rückschlag im Derby gefasst. „Die Jungs sind niedergesc­hlagen. Das geht an die Psyche, und in dem Bereich sind wir als Trainertea­m jetzt besonders gefordert“, sagte er.

Depression­en versus Feierlaune – so unterschie­dlich sind die Befindlich­keiten der beiden Rheinklubs im Herbst 2017.

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FOTO: DPA Vorbildlic­h: Sven Bender nach seinem Treffer zum 2:1.

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