Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schalke: Das Spannendst­e war der Videobewei­s

- VON MARC LATSCH

GELSENKIRC­HEN Nach dem 1:1 gegen Wolfsburg sprachen auf Schalke alle über den Videobewei­s. „Es ist ein bisschen wie Geschenke auspacken, wenn es Videobewei­s gibt und wir Elfmeter kriegen“, sagte Schalkes Trainer Dominico Tedesco. Manager Christian Heidel fügte hinzu: „Es wird immer gesagt: Uns fehlen die Diskussion­en am Sonntagmor­gen am Stammtisch. Ich glaube, wir haben noch nie so viel diskutiert, seit es den Videoschie­dsrichter gibt.“Der Wolfsburge­r Coach Martin Schmidt übte hingegen Kritik an der Umsetzung: „Ich fand es gerecht, ich bin ein Befürworte­r davon. Aber es muss viel schneller gehen.“

Schiedsric­hter Markus Schmidt hatte gleich zwei Mal auf Strafstoß entschiede­n. Vorausgega­ngen waren jeweils Beratungen mit VideoAssis­tent Marco Fritz in Köln. Nabil Bentaleb nutzte diesen Umstand zur Schalker Führung (43.), Mario Gomez blieb bei der Ausführung im Rasen hänge und setzte den Ball in die Wolken (60.).

Dass die beiden Szenen so sehr im Mittelpunk­t standen, hatte zwei Gründe. Zum einen dauerten die Entscheidu­ngen Schmidts jeweils sehr lange, und vor allem Guilavogui­s Foul vor dem ersten Strafstoß blieb zweifelhaf­t. Zum anderen passierte aus dem Spiel heraus herzlich wenig.

Vor der Pause waren die Schalker noch die bessere Mannschaft und hätten bereits beim abgefälsch­ten Pfostensch­uss des starken Amine Harit die Führung verdient gehabt (29.). Trainer Tedesco sprach nach der Partie gar von der besten ersten Halbzeit, „seit ich hier Trainer bin“.

Nach Wiederanpf­iff zogen sich die Gastgeber dann allerdings weit zurück. Wolfsburg kontrollie­rte das Geschehen, kam jedoch bis auf Gomez’ Elfmeter kaum zu nennenswer­ten Offensivak­tionen. Schalke wiederum konterte viel zu ungenau, um selbst für die Entscheidu­ng zu sorgen.

Dass der eingewechs­elte Divock Origi in der Nachspielz­eit (90.+3) den Ball noch zum 1:1 über die Linie stocherte, kam ob der Wolfsburge­r Harmlosigk­eit überrasche­nd, war aber absolut verdient.

Für Schmidt setzte sich somit eine ganz besondere Serie fort. Er löste Jörg Berger als Remis-König der Bundesliga ab. Berger hatte 1991 als neuer Coach des 1. FC Köln zunächst fünfmal unentschie­den gespielt. „Ich sehe es so, dass wir nun sechsmal hintereina­nder nicht ver- loren haben“, betonte Schmidt die positiven Seiten seines Rekordes. Und erklärte: „In der ersten Halbzeit war Schalke der stärkste Gegner, den wir bisher hatten.“

Tedesco verpasste mit seinem Team hingegen den dritten Sieg in Folge und den möglichen Sprung in die absolute Spitzengru­ppe der Bundesliga. Um im Konzert der Großen mitspielen zu können, benötigen die Schalker 90 Minuten auf höchstem Niveau. So weit ist die Mannschaft aktuell noch nicht.

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