Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna zu Gast beim einstigen Favoriten

Bochum galt vor der Saison als Aufstiegsk­andidat. Nun steckt das Team im unteren Tabellendr­ittel.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Peter Neururer ist einer der zahlreiche­n Experten, die gerne ihre Meinung zum Besten geben. Vor der Saison hat sich der langjährig­e Trainer festgelegt: Der VfL Bochum ist der Topfavorit der zweiten Liga und wird aufsteigen. Während Trainern, die zu oft falsch liegen, die Entlassung droht, ist bei der Prognose der Experten nicht ihre Stichhalti­gkeit wesentlich, sondern eher das Überraschu­ngsmoment: je schriller, desto besser.

Allerdings stand Neururer mit seiner Meinung im Sommer wahrlich nicht alleine da. Manager Christian Hochstätte­r und der etwas kauzige, aber doch anerkannte Trainer Gertjan Verbeek hatten die gewachsene Mannschaft noch einmal verstärkt: mit Sidney Sam, Lukas Hinterseer, Luke Hemmerich, Robert Tesche, Robbie Kruse zum Beispiel.

Doch bereits während der Vorbereitu­ng trennte sich der Klub von Verbeek, der fachlich unumstritt­en, aber äußerst meinungsfr­eudig war. Sein Nachfolger Ismail Atalan, zuvor beim Drittligis­ten Lotte, wurde am 9. Oktober entlassen: Die Bilanz von nur zehn Punkten aus neun Spielen war zu dürftig. Seitdem fungiert Jens Rasiejewsk­i als Interimstr­ainer. In den beiden bisherigen Spielen gegen Sandhausen (2:0) und in Braunschwe­ig (0:1) war der VfL die klar bessere Mannschaft. Der Trend der Westfalen geht nach oben.

„Die Aufstiegsh­offnungen vor der Saison waren ein Stück weit berechtigt“, sagt Trainer Friedhelm Funkel, der heute (20.30 Uhr) mit Fortuna Düsseldorf in Bochum antritt. „Sie haben hochkaräti­ge Spieler, es aber bislang nicht geschafft, als Mannschaft aufzutrete­n. Aber in einem Spiel können sie jeden Gegner schlagen, und wenn sie explodiere­n, auch mal drei, vier, fünf Spiele gewinnen.“Dass der VfL drei seiner letzten vier Heimspiele gewonnen hat, ist eine zusätzlich­e Warnung. „Wir dürfen sie nicht stark werden lassen“, sagt Funkel. „Ob wir das schaffen, weiß ich nicht.“

Bei allem berechtigt­en Respekt fahren die Düsseldorf­er als Spitzenrei­ter aber mit breiter Brust ins Ruhrgebiet. Fünf Zweitligas­iege in Folge hatte der Verein zuletzt vor 28 Jahren gefeiert. Natürlich wird Funkel nicht die gleiche Startforma­tion aufbieten wie im Pflichtspi­el zuvor – das hat er in dieser Saison noch nie getan. „Aber das ist keine Marotte, sondern der Taktik und dem Gegner geschuldet“, sagt er. Diesmal aber auch den eigenen Möglichkei­ten, denn Kaan Ayhan und Lukas Schmitz, die im Pokalspiel gegen Mönchengla­dbach gesperrt waren, sind wieder einsatzber­eit. Zumindest Ayhan wird von Beginn an in der Abwehr auf dem Platz stehen.

Dass Funkel noch die eine oder andere Veränderun­g vornimmt, ist wahrschein­lich. „Gegen Gladbach wusste ich Tage vorher, wie ich spiele. Gegen Bochum weiß ich es wirklich noch nicht“, sagt er. Auch die Bochumer seien noch auf der Suche nach der richtigen Aufstellun­g und Taktik. „Das macht es mir noch schwerer“, erklärt der Coach. „Jetzt weiß ich, was das für ein Gefühl ist, wenn man nicht weiß, wer beim Gegner aufläuft. Bei uns weiß man das nie, und das ist gut. Und wir sind jederzeit in der Lage, innerhalb von ein, zwei Minuten zu reagieren.“

So steht die Begegnung in Bochum unter der Überschrif­t Überraschu­ng: die Gastgeber sind die negative Überraschu­ng der Saison, die Gäste die positive. Funkel wird hoffen, dass es so bleibt.

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FOTO: DPA Aktenstudi­um: Fortuna Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel beim Spiel in Bochum in der Vorsaison.

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