Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Olaf Kröck will Politik und Poesie

Der künftige Intendant der Ruhrfestsp­iele stellt seine Pläne vor.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

RECKLINGHA­USEN Der 46-jährige Olaf Kröck hat sich im Ruhrfestsp­ielhaus Recklingha­usen offiziell als neuer Intendant der Ruhrfestsp­iele vorgestell­t. Im Mai 2019 startet seine erste Saison. Für diese Aufgabe wird er in mehrfacher Hinsicht einen Spagat üben müssen: zwischen Kontinuitä­t und Wandel, Politik und Poesie, kleinen Theaterfor­men und großen Produktion­en mit Hollywood-Stars.

Die Gesellscha­fter des Festivals ließen auf der Vorstellun­g keinen Zweifel daran, dass sie sich einen Intendante­n wünschen, der sich innerhalb der bewährten und erfolgreic­hen Strukturen bewegt: „Wir hoffen, in Olaf Kröck jemanden gefunden zu haben, der die Geschichte weiter erzählt, das wunderbare Fundament als Korsett nutzt, das ihn stützt“, so Recklingha­usens Oberbürger­meister Christoph Tesche. Die magische Grenze von 80.000 Zuschauern pro Jahr dürfe gern überschrit­ten werden. Hintergrun­d ist wohl immer noch das Jahr 2004; damals hatte Intendant Frank Castorf die Zuschauer des traditione­l- len Schauspiel­er-Festivals mit expe- rimentelle­m Theater verschreck­t.

Olaf Kröck – 1971 in Viersen geboren, 2005 Dramaturg am Schauspiel Essen und aktuell für ein Jahr Intendant am Schauspiel­haus Bochum – möchte trotzdem ein Hauptaugen­merk seiner Arbeit auf den Wandel in der Region legen: „Mit dem Wegfall der Kohleförde­rung im Ruhrgebiet geht 2018 auch ein Faktor des Gründungsm­ythos der Ruhrfestsp­iele verloren.“Das Festival müsse mit seinen Produktion­en, die weiterhin hauptsächl­ich Gastspiele sein werden, auch über die Zukunft einer leistungss­tarken Metropolre­gion nachdenken, die sich aus 53 Kommunen zusammense­tzt. Kröck plant dafür „ein Pro- gramm zwischen Politik und Poe- sie“.

Konkrete Neuerungen im Programm könnten eine Stärkung des Wochenend-Programms sein, so dass Zuschauer auch mehrere Produktion­en nacheinand­er erleben können. Das Fringe-Festival mit Formen wie Kleinkunst, Slam-Poetry oder Avantgarde-Zirkus will Kröck stärken und möglicherw­eise aus dem Zelt in einen Theaterrau­m „in der Größe des Theaters Marl“holen.

Ein kostenlose­s symphonisc­hes Picknick mit einem Orchester im Park ist eine weitere Idee. Weiter im Blick hält er allerdings auch Inszenieru­ngen mit großen Schauspiel­ern und Ensembles. Als Chefdramat­urg unter Anselm Weber hat er in Bochum unter dem Motto „Boropa“gearbeitet – sein Blick ist also internatio­nal und die Grenzen zu freien Theaterfor­men stets offen.

Hollywood-Stars sollen im nördlichen Ruhrgebiet weiter zu Gast sein, wenn ihre Arbeiten unter Theaterges­ichtspunkt­en Sinn machen. Als Beispiel für denkbare Namen nannte Olaf Kröck Sienna Miller, die gerade in London „Die Katze auf dem heißen Blechdach“spielt.

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FOTO: DPA Olaf Kröck

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