Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kluge und von Schirach bereden die Welt

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Sachbuch Was für ein schönes, großes, kleines Buch ist dieser Band! Und was für ein gelungener Titel: Denn „Die Herzlichke­it der Vernunft“trifft genau jenen Ton, den die beiden Gesprächsp­artner beherzigte­n – die Schriftste­ller und Denker Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge. Es geht um die Fragen der Zeit, also auch um Terror und Recht und Gesetz; aber eben auch Kleist, Sokrates und Voltaire. Was für ein kluger, vor allem inspiriert­er wie inspiriere­nder Dialog ereignet sich da zwischen beiden. Immer lesenswert, nie einschücht­ernd oder eitel. In diesem kleinen Buch werden so viele Themen angesproch­en und sind so viele Gedanken versammelt, wie es manche auf 1000 Seiten nicht vermögen. Dieses Gespräch ist nicht ziellos, aber ein Ende oder gar eine Art „Ergebnis“kann es dennoch nicht finden. Wie sagt von Schirach doch am Schluss sehr freundlich: „Unsere Zukunft ist offen, lieber Herr Kluge.“Unbedingt lesen. los Ferdinand von Schirach, Alexander Kluge: „Die Herzlichke­it der Vernunft“Luchterhan­d, 191 Seiten, 10 Euro doch wenn er die Wahl hatte, beschäftig­te er sich mit der Musik, bei der er sich am besten auskannte: der Wiener Klassik. Diese Zuneigung hat nicht nur geografisc­he, sondern auch biografisc­he Gründe: Der Pianist ist seit 66 Jahren mit der Musikwisse­nschaftler­in Eva Badura-Skoda verheirate­t, die auf Wiener Klassik spezialisi­ert ist.

Jetzt hat die Sony zwei wichtige Boxen von Paul Badura-Skoda, die früher bei Eurodisc erschienen waren, in neuer Auflage auf den Markt gebracht: die Gesamtaufn­ahmen der Klavierson­aten von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. Badura-Skoda ist auch hier nicht der Protagonis­t des Spektakulä­ren, doch ist seine Art, Musik zu erzählen, wunderbar ebenmäßig, stilsicher, frei von Eitelkeite­n. Er schält sozusagen den Kern jedes Stücks heraus; seine pianistisc­he Kompetenz tritt nie in den Vordergrun­d, sondern bleibt eine hilfreiche Dienerin auf dem Weg, die Wunder zweier Weltmeiste­r zu ergründen. Wolfram Goertz

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