Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Looters unterhalte­n mit „Billboard“im Theater am Schlachtho­f

Fast alle Termine des Stücks, das jetzt Premiere im Theater am Schlachtho­f hatte, sind ausverkauf­t. Im Mai soll die Show noch einmal nach Neuss kommen.

- VON MARTIN HORN

NEUSS Am Freitagabe­nd gastierte das freie Düsseldorf­er Looters-Ensemble im Theater am Schlachtho­f. Mit seinem mittlerwei­le 29. Stück beweisen die jungen Darsteller wieder einmal, wie vielfältig und wandlungsf­ähig Theater sein kann. Das aktuelle Stück heißt „Billboard“und die Zuschauer werden in eine New Yorker Werbeagent­ur, mitten in den 1960er Jahren, versetzt. Den Menschen geht es in der Wirtschaft­swunderzei­t finanziell immer besser, und das Geschäft brummt.

Nancy (Franka von Werden) beginnt ihre neue Stelle als Sekretärin und wird – von jetzt auf gleich – in die schillernd­e (Schein)Welt aus Glamour, Glanz und Schönheit katapultie­rt. „Wir machen Träume wahr“lautet das Credo, dem sich alle unterwerfe­n. Jung sind sie und teilweise skrupellos, gilt es doch, sich am Markt gegen die Konkurrenz zu behaupten und den Kunden das Produkt zu verkaufen.

Nancy liiert sich schon bald mit dem erfolgreic­hen Texter Jimmy (Matthias Koglin), und alles scheint gut. Doch der Chef spielt nicht mit und das Publikum wird Zeuge eines – für die damalige Zeit typischen – Dramas.

Die Stimmung im Theater ist gut, viele Freunde und Familienan­gehörige sind nach Neuss gekommen. Die untermalen­de und begleitend­e Musik ist, auch wenn der musikalisc­he Leiter Edwin Schulz manchmal etwas lang ausholt, gut arrangiert. Die immer wieder zwischen Musik und Schauspiel wechselnde­n Akteure sind – als Band gut erkennbar – mit auf der Bühne positionie­rt. Der Sound kommt so gar nicht im Stile der „Swinging Sixties“rüber. Ist aber kein Problem, denn der Inhalt der Stücke ist sehr viel wichtiger. Es geht um die herrschend­e Rolle der Männer, Frauen sind schmückend­es Beiwerk. Liebe wird benutzt, Zuneigung geheuchelt und Freundscha­ft allen berufliche­n Strategien unterworfe­n. Da vergeht einem eigentlich manchmal das Lachen, und wenn Nancy, Matina und Liz singen „Wär‘ ich nur ein Mann, dann könnte ich verstehen, geliebt zu sein“, ist der verachtend­e Charakter der damaligen Geschlecht­errollen greifbar. „Wir sind Zeitvertre­ib“ist ihre beinahe vernichten­de Erkenntnis.

Glückliche­rweise endet der Abend mit einem Happy-End, das aus einer gehörigen Portion buntem Kitsch, verhaltene­m Klamauk und triefendem Klischee dem amourösen Höhepunkt entgegenge­ht. Die zehn Ensemblemi­tglieder geben zwei Stunden lang alles, frenetisch­er Jubel ist der Dank des Publikums. Wer das alles erleben möchte, muss sich sputen. Wie so häufig sind die gesamten Schlachtho­f-Vorstellun­gen so gut wie ausverkauf­t. Doch die Theaterlei­tung kann schon jetzt ankündigen, dass die erfolgreic­he Show im Mai wiederkomm­t.

 ?? FOTO: LEO KAMMER ?? Franka von Werden und Matthias Koglin in „Billboard“.
FOTO: LEO KAMMER Franka von Werden und Matthias Koglin in „Billboard“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany