Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nach der Kohle: Stadt hofft auf NRW-Hilfe

Das Rheinische Sixpack baut noch Kontakte zur neuen Landesregi­erung auf, hofft aber auf den Bestand von Förderzusa­gen.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

GREVENBROI­CH Vollmundig hatten im Landtagswa­hlkampf im Mai drei SPD-Minister der damaligen NRWRegieru­ng bei einem Besuch in Grevenbroi­ch ihre Unterstütz­ung in der schweren Zeit des Strukturwa­ndels angekündig­t. Nicht unerheblic­he Summen sollten in den Masterplan des Rheinische­n Sixpacks der Kommunen Grevenbroi­ch, Jüchen, Bedburg, Elsdorf und Rommerskir­chen fließen, die damit neue Gewerbeund Industrief­lächen sowie Ansiedlung­en von innovative­n Betrieben anstelle der Kohle fördern sollten. Alles Schnee von gestern? Was hört man heute noch vom Rheinische­n Sixpack?, fragte die NGZ bei Bürgermeis­ter Klaus Krützen nach. Der Sozialdemo­krat gibt zu: „Mit der neuen Landesregi­erung sind unsere Kontakte in die Ministerie­n weggefalle­n, die müssen wir jetzt wieder neu aufbauen.“

Der Rheinische Sixpack sei, wie bei seiner Gründung, nach wie vor mit drei SPD- und drei CDU-Bürgermeis­tern besetzt, erläutert Krützen. Doch die Arbeit habe nicht stagniert, sie sei „im Stillen“fortgesetz­t worden, wozu auch eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsab­geordneten Guido van den Berg an den neuen Energiemin­ister Andreas Pinkwart (FDP) gehört habe. Darin gibt van den Berg seiner Sorge Ausdruck, Pinkwart könne die Energie- wende bis 2020 noch stärker forcieren und sogar noch mehr Kohlekraft­werke als die fünf vorgesehen­en schließen wollen, wodurch weitere Arbeitsplä­tze in der Region entfallen würden. Dem ist der Minister aber in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage am 23. Oktober entgegenge­treten und hat dies auch gegenüber unserer Zeitung am Freitag wiederholt.

Auch die Worte des neuen NRWMiniste­rpräsident­en Armin Laschet (CDU) zu Energiewen­de und Strukturwa­ndel stimmen den Grevenbroi­cher Bürgermeis­ter hoffnungs- voll, wie Krützen zugibt. Denn Laschet hatte am Freitag betont, ihm sei der Klimaschut­z zwar wichtig, aber ebenso der Erhalt von Arbeitsplä­tzen. Den sehe er gar als ein „moralische­s Ziel“für das Rheinische Revier.

Krützen geht indes davon aus, dass die Zusagen der „alten“Landesregi­erung, was die Förderunge­n im Strukturwa­ndel anbelangt, auch unter der neuen NRW-Regierung weiterhin gelten werden. Dabei gehe es schließlic­h um die Daseinsvor­sorge für eine gesamte Region. Als Nächstes sollen laut Krützen nun die neuen CDU-Landtagsab­geordneten, darunter auch Heike Troles aus Grevenbroi­ch, in der Novembersi­tzung im Rheinische­n Sixpack aufgenomme­n werden.

Außerdem sind inzwischen die drei von RWE Power in Auftrag gegebenen Gutachten zu den Folgekoste­n nach der Aufgabe des Kohletageb­aus von der Bezirksreg­ierung Arnsberg veröffentl­icht worden. Wasserwirt­schaftlich­e, boden- und forstwirts­chaftliche Gutachter bescheinig­en RWE darin einhellig, ausreichen­d hohe Rücklagen bzw. Ausgaben einzuplane­n. Wirtschaft­sexperten geben allerdings zu bedenken, dass im Falle einer Insolvenz bei RWE nach der Umstruktur­ierung des Konzerns nur noch RWE Power und nicht auch der neue Zweig RWE Innogy in die Haftung der Tagebaufol­gen treten müsse.

 ?? FOTO: TILLMANNS ?? Noch steigt reichlich Wasserdamp­f aus dem Kohlekraft­werk Neurath in die Luft. Das benachbart­e Frimmersdo­rf ist schon vom Netz.
FOTO: TILLMANNS Noch steigt reichlich Wasserdamp­f aus dem Kohlekraft­werk Neurath in die Luft. Das benachbart­e Frimmersdo­rf ist schon vom Netz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany