Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Herbstzeit ist Gemüsezeit

Wirsing, Grünkohl und Kohlrabi sind jetzt besonders gefragt. Und die Streckrübe kehrt in die Küche zurück.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Der erste Eindruck auf dem Kaarster Wochenmark­t: Die Kaarster müssen Gemüse-Fans sein – gleich fünf Anbieter bieten ihre Produkte an. Doch welche Sorten bevorzugen die Kunden jetzt in der bevorstehe­nden kalten Jahreszeit? Gibt es Trends? Was ist „in“, was „out“in Kaarster Kochtöpfen?

Thomas Knoch vom Neu-KnochHof geht mit gutem Beispiel voran: „Bei uns gibts jeden Tag Gemüse.“Der persönlich­e Favorit des 52-Jährigen: „Porree – besonders, wenn meine 77 Jahre alte Mutter Adelheid ihn zubereitet.“Sie gehöre – gemeinsam mit Großmutter Kathari-

„Wirsing fängt jetzt erst so richtig gut an zu schmecken“

Thomas Knoch na – zu denen, die von Anfang an dabei sind, also seit 49 Jahren. Der Tipp des Gemüsebaue­rn: „Wirsing fängt jetzt erst so richtig gut an zu schmecken, im Gegensatz zum Sommerwirs­ing ist er jetzt fester, hat ein noch besseres Aroma.“Ob es stimmt, dass der Grünkohl wirklich nach dem ersten Frost besser schmeckt? „Ich glaube, das ist nicht wahr“, sagt Thomas Knoch und hat für seine Vermutung eine Erklärung: „Nach dem ersten Frost fielen die Bitterstof­fe früher weg – die neuen Sorten haben aber gar keine Bitterstof­fe mehr.“

Was ziemlich exotisch wirkt zwischen Grünkohl, Blumenkohl und Kohlrabi: Romanesco. „Dieser grüne Blumenkohl schmeckt ein wenig wie Brokkoli“, erklärt der Gemüsebaue­r, der folgendes beklagt: „Weißund Rotkohl verkaufen sich immer schlechter, ich nehme an, dass viele Verbrauche­r auf die Alternativ­e aus dem Glas zurückgrei­fen.“Gleich nebenan verkaufen Karina und Ferdi Thees – beide 36 Jahre alt – aus Anrath-Clörath ihr selbst angebautes Gemüse. „Das ist mein bester Markt hier, das muss ich sagen“, erklärt Ferdi Thees. Was ihm aufgefalle­n ist: Die Steckrübe hält wieder Einzug in die niederrhei­nische Küche: „Er schmeckt fast wie Kohlrabi und kommt oft in den Babybrei.“Auch Rote Beete würden wesentlich stärker nachgefrag­t werden als noch vor fünf Jahren. Viele Kunden orientiert­en sich daran, was gerade frisch aus eigenem Anbau zu haben ist. Martin von Berg (55) kaufte neben Salat Rosenkohl: „Der ist lecker und gesund.“Wichtig sei ihm, dass der Kohl aus der Region komme. Auch Herbert Palmen outete sich als Rosenkohl-Fan: „Den esse ich bis zum Geht-nicht-mehr.“Nebenbei widerlegen sie das Vorurteil, dass Männer einen großen Bogen um Gemüse machen. Ferdi Thees überrascht mit der Informatio­n, dass bei ihm Möhren das Gemüse Nummer eins sind. Besonders begehrt: Sandmöhren – ungewasche­n. Gemüsebaue­r Peter Kaesgen aus Kaarst beobachtet, dass Spitzkohl gerne genommen wird: „Er verkauft sich besser als normaler Weißkohl.“Auch Grünkohl stehe auf der Beliebthei­tsskala deutlich tiefer als noch vor ein paar Jahren, Tendenz weiter sinkend. Kaesgen sieht ein grundsätzl­iches Problem: „Immer mehr Menschen wissen nicht mehr, wie man frischen Kohl zubereitet, sie greifen deshalb verstärkt zu Fertigprod­ukten. Die Generation, für die Kochen eine Selbstvers­tändlichke­it ist, stirbt aus.“

Gemüsebaue­r

 ?? NGZ-FOTO: LB ?? Gemüse ist bei den Kaarstern angesagt. Hier verkauft Thomas Knoch an seinem Stand frische Ware.
NGZ-FOTO: LB Gemüse ist bei den Kaarstern angesagt. Hier verkauft Thomas Knoch an seinem Stand frische Ware.

Newspapers in German

Newspapers from Germany