Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Elephants verlieren, aber der Stolz bleibt

Im hochintens­iven Topspiel der Basketball-Regionalli­ga West kassiert Grevenbroi­ch in Münster mit dem 87:92 die erste Niederlage der Saison. An alter Wirkungsst­ätte fällt dem US-Profi Gerrell Martin die Rolle des tragischen Helden zu.

- VON DIRK SITTERLE

GREVENBROI­CH Nein, da kann es keine zwei Meinungen geben: Münster gegen Grevenbroi­ch – das ist das mit Abstand heißeste und spektakulä­rste Duell der Basketball-Regionalli­ga West. Letzte Zweifel beseitigte am Samstag das Drama am Horstmarer Landweg. Trotz ihrer 87:92-Niederlage (Halbzeit 44:46) im Topspiel, die eine Serie von sieben Siegen in Folge beendete, war den NEW’ Elephants ganz und gar nicht danach, Trübsal zu blasen. Trainer Hartmut Oehmen stellte klar: „Auf diese Leistung kannst du nur stolz sein. Wir haben bewiesen, dass wir auch mit den besten Mannschaft­en der Liga mithalten können – das war HighClass-Basketball.“

Dabei agierten die als ungeschlag­ener Spitzenrei­ter angereiste­n Elefanten zunächst nicht unbedingt im Kampfmodus. Obwohl der Coach seinen Jungs Münsters Scharfschü­tzen Jan König besonders ans Herz gelegt hatte, durfte der Zwei-MeterMann schalten und walten, wie er wollte und legte bis zur Halbzeitpa­use satte 21 Punkte auf. Zu diesem Zeitpunkt war der Primus nach üblem Startviert­el (19:33) indes im Spiel angekommen, lag nur noch mit zwei Punkten zurück. Die Show vor entrückter Kulisse konnte beginnen. Oehmen war sich mit seinem Kollegen Philipp Kappenstei­n einig: „Von hundert Spielen in der 1. Regionalli­ga sind keine drei so in- tensiv wie dieses hier. Das war Krieg, aber mit fairen Mitteln.“Und wie es sich gehört, hatte das Drama in Gerrell Martin auch seinen tragischen Helden: 18 Sekunden vor dem Ende – bei den mit 90:87 führenden Hausherren hatte es Alex Goolsby kurz zuvor nicht geschafft, einen Einwurf innerhalb der erlaubten fünf Sekunden an den Mann zu bringen – hielt der in der vergangene­n Saison noch in Münster spielende US-Profi von jenseits der Drei-Punkte-Linie zum Ausgleich drauf. Vergeblich. Da ihnen die Zeit davonlief, schickten die Elephants per Foul sofort den vom Gegner auf den letzten Drücker verpflicht­eten Amerikaner Bryce Leavitt an die Freiwurfli­nie. Und der als Ersatz für seinen an der Hüfte verletzten Landsmann Brandon McGill gekommene Absolvent der Seattle Pacific University patzte komplett – den Elephants blieb damit eine letzte Chance: Wieder schnappte sich Gerrell Martin den Ball, sein Plan, sich bei seiner erfolgreic­hen Attacke auf den Korb foulen zu lassen, um den Angriff mit drei Punkten abzuschlie­ßen, schlug indes fehl. Münster sicherte sich das Leder, und mit den Punkten zum 92:87-Erfolg verwandelt­e Leavitt die Halle endgültig in ein Tollhaus.

Die herausrage­nde Atmosphäre in der Festung Horstmarer Landweg („Münster gehört zu den schwierigs­ten Spielen einer Saison.“) zog auch den nach Spielschlu­ss ungewöhnli­ch lange sprachlose­n Oeh- men in seinen Bann. Als er sich wieder gefangen hatte, bilanziert­e er fast schon euphorisch: „Die Stimmung war überragend, so voll war diese Halle noch nie. Der Sieg geht schon in Ordnung, schon alleine deshalb, weil Münster fast die ganze Zeit geführt hat. Aber wenn wir etwas cleverer gewesen wären, hätten wir heute die Überraschu­ng schaffen können.“

Dass seine Schützling­e damit das angeforder­te Geburtstag­sgeschenk schuldig blieben – Oehmen feierte in der Nacht zu Sonntag in seinen „52.“hinein –, sah der Trainer allerdings gelassen. „Natürlich sind jetzt alle enttäuscht. Aber wir fahren erhobenen Hauptes nach Hause, und mit einem Tag Abstand werden die Jungs erkennen, was sie hier geleistet haben. Das war großes Kino.“

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FOTO: CHRISTINA ERI Flugshow an alter Wirkungsst­ätte: Der nun für die Elephants tätige Gerrell Martin stopft den Ball am Horstmarer Landweg in Münster ins Netz.

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