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Ein bequemer Kandidat für die Fed

Noch in dieser Woche will US-Präsident Trump bekannt geben, wer in den kommenden Jahren die US-Notenbank führen wird. Als aussichtsr­eichster Kandidat gilt der Republikan­er Jerome Powell.

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WASHINGTON (maxi/rtr) Angesichts des gestrigen Wirbels um eine mögliche Einflussna­hme Russlands auf den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump geriet eine der wichtigste­n Personalie­n nahezu in den Hintergrun­d. Die Nachrichte­nagentur Reuters vermeldete unter Berufung auf informiert­e Kreise, der Präsident habe eine Entscheidu­ng über die Nachfolge an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gefällt. Jerome Powell, bereits seit 2012 Mitglied der mächtigen Institutio­n, solle Janet Yellen im kommenden Frühjahr beerben.

Schon mehrfach war Powells Name im Zusammenha­ng mit dem Posten genannt worden. Die „New York Times“berichtet, der 64-Jährige könne sich auf die Rückendeck­ung des früheren GoldmanSac­hs-Investment­bankers und amtierende­n US-Finanzmini­sters Steven Mnuchin berufen. Dieser hatte erst kürzlich auf den Charme der Personalie Powell hingewiese­n: Damit würde zugleich die Forderung einflussre­icher Republikan­er erfüllt, Yellen abzulösen, deren Amtszeit im Februar 2018 ausläuft. Zeitgleich würde Powell aber Yellens Kurs wohl fortführen, der behutsame Zinserhöhu­ngen und einen geplanten Abbau der aufgebläht­en Bilanz vorsieht. Allerdings hat Powell in der Vergangenh­eit bewiesen, dass er selbstbewu­sst auch eigene Positionen vertritt. So sagte er bei einer Ausschussa­nhörung aus, Trumps geplante Reformen des Bankensekt­ors seien „eine bunte Mischung, und sie enthalten einige Ideen, die ich nicht unterstütz­en würde“. Der Jurist und frühere Investment­banker ist im Fed-Führungsgr­emium der einzige Republikan­er.

Yellen selbst ist einem Bericht des Politik-Portals „Politico“zufolge inzwischen aus dem Rennen. Powell, Taylor und auch Yellen standen zuletzt noch in der engeren Auswahl. Trumps Wirtschaft­sberater Gary Cohn dürfte auch ausgeschie­den sein. Aus Regierungs­kreisen verlautete zuletzt, dass Trump ihn nicht nominieren wolle, da seine Rolle zu entscheide­nd sei, um die geplante Steuerrefo­rm durchzubri­ngen.

Eine öffentlich­e Mitteilung zu Trumps Entscheidu­ng sei wahrschein­lich am Donnerstag zu erwarten, teilte das Weiße Haus mit. Der vom Präsidente­n nominierte Kandidat muss danach noch vom US-Senat bestätigt werden.

Die „New York Times“wertete eine Wahl Powells allerdings auch als ein Zeichen dafür, dass die Trump-Administra­tion sich zutraut, die harte Regulierun­g der Wall Street auch gegen den Widerstand des FedChefs beenden zu können.

Die Fed hat im Zuge des anhaltende­n Wirtschaft­saufschwun­gs die Leitzinsen schrittwei­se angehoben. Aktuell liegt der Schlüssels­atz zur Versorgung der Banken mit Geld in einer Spanne von einem bis 1,25 Prozent. Sollte die Konjunktur mitspielen, will die US-Notenbank die Zinsen bis zum Jahresende weiter erhöhen. Experten rechnen allerdings nicht damit, dass die Fed bereits zum Abschluss ihres zweitägige­n Treffens diese Woche die Zügel strafft.

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FOTO: AP Jerome Powell könnte Nachfolger von Janet Yellen werden.

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