Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jäger konzentrie­ren sich auf Schwarzwil­d

Weniger Treibjagde­n auf Niederwild, dafür mehr Jagden auf Wildschwei­ne: Die Schwerpunk­te verlagern sich auch in den Neusser Revieren. Peter Kallen von der Kreisjäger­schaft erzählt, auf welche Entwicklun­gen Jäger reagieren müssen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

NEUSS Winterzeit ist Jagdzeit – oder besser gesagt: Jetzt beginnt die Zeit der größeren Gesellscha­ftsjagden, bei denen Jäger Niederwild wie Hasen und Fasane erlegen. Zumindest ist das alte Tradition. Doch die Jagd hat sich in den vergangene­n Jahren stark verändert – die Zahlen klassische­r Treibjagde­n etwa sinken im Rhein-Kreis auch wegen stark abnehmende­r Population­en. „Klassische Hubertusja­gden finden in den 20 Neusser Revieren kaum noch statt“, sagt Peter Kallen aus Lanzerath. Der 50-Jährige zählt zu den erfahrenst­en Jägern in Neuss und verbringt an manchen Tagen viele Stunden auf dem Hochsitz.

Als Vorsitzend­er der Kreisjäger­schaft weiß Kallen, welchen Veränderun­gen sich die Jäger stellen müssen. Waren es vor einigen Jahren noch mehr als 10.000 Hasen, die geschossen wurden, so zählte man im vorigen Jagdjahr gerade einmal rund 1000. Ganz ähnlich wie bei den Fasanen. Zwischen April 2016 und März 2017 sind kreisweit nur 339 Fasane erlegt worden. Zurückzufü­hren ist das unter anderem auf intensive Landwirtsc­haft und auf fehlende Prädatoren.

Dafür legen die Jäger ihr Augenmerk verstärkt auf das sogenannte Schwarzwil­d. Dazu zählen Wildschwei­ne, die sich seit einiger Zeit stark vermehren und durchaus auch in Neuss und Umgebung für Probleme sorgen. „Wir verfolgen bei den Jagden verschiede­ne Aspekte. Es geht unter anderem darum, das ökologisch­e Gleichgewi­cht zu erhalten und Population­en zu regulieren“, erklärt Kallen, der diesbezügl­ich auch von einem Naturschut­zaspekt spricht.

Ein Beispiel: der Fuchs. „Füchse fressen alles. Und sie überleben selbst in sehr harten Wintern, in dem sie sich etwa von den Tieren ernähren, die in der Kälte nicht überleben. Dadurch kann der Fuchsbesta­nd Überhand nehmen.“Dies wiederum könne für viele andere Tierarten zu einer Bedrohung werden.

„Ein weiterer Aspekt der Jagd ist die Verhinderu­ng von Wildseuche­n“, erzählt Peter Kallen. Wenn Seuchen wie die Tollwut auch seit Jahren als ausgerotte­t gelten, gebe es immer wieder neue Bedrohunge­n wie etwa die afrikanisc­he Schweinepe­st, die sich derzeit von Osteuropa aus auch in Richtung Deutschlan­d ausbreite. „Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Bestand an Wildschwei­nen nicht zu groß wird.“Das Problem: In den vergangene­n Jahren sollen sich Wildschwei­ne

„Es geht auch darum, das ökologisch­e Gleichgewi­cht zu erhalten“

Peter Kallen

Kreisjäger­schaft Neuss

sehr stark vermehrt haben. „Die Winter werden immer milder, zudem bieten zum Beispiel Maisfelder hervorrage­nde Nahrungsqu­ellen für die Tiere“, sagt Peter Kallen, der auch im Jagdbeirat des Kreises sitzt und die Untere Jagdbehörd­e in vielerlei Hinsicht mit berät. Im vergangene­n Jagdjahr sind ihm zufolge rund 170 Wildschwei­ne erlegt wor- den. Wie bei den meisten Tieren würden Frischling­e geschossen, um aufziehend­e Tiere zu schonen.

Wenn Peter Kallen, der einer von rund 2000 Jagdschein­inhabern im Kreisgebie­t ist, mit seinem Gewehr am Feldrand oder in Wäldern unterwegs ist, begleitet ihn stets sein Jagdhund, ein Deutsch-Drahthaar, den er zurzeit ausbildet. „Das Zu- sammenspie­l von Mensch und Hund bei der Jagd fasziniert mich – genauso wie Natur und Tiere insgesamt“, sagt Kallen, der in Sachen Jagd von „Entspannun­g“spricht. Er finde es nicht langweilig, viele Stunden auf einem Hochsitz zu verbringen und die Umgebung im Auge zu behalten. „Ich kann dabei gut vom Arbeitsall­tag abschalten“, sagt er.

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FOTOS: DPA (ARCHIV)/WOI Insgesamt 29 Tierarten dürfen in NRW bejagt werden. In den Fokus der Jäger rücken verstärkt Wildschwei­ne. Klassische Treibjagde­n, bei denen auf Hasen und Fasane geschossen wird, finden nur noch vereinzelt statt.
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