Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rutschen und schaukeln gehört zum Job

In loser Folge stellt die NGZ Kaarster und ihren Arbeitsall­tag vor. Heute: Ahmed Nouna. Er lebt den Traum vieler Kinder, ist den ganzen Tag auf dem Spielplatz. Austoben kann sich der 53-Jährige dort aber nicht. Er ist für die Sicherheit verantwort­lich.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

KAARST Ahmed Nouna darf so lange auf dem Spielplatz am Freesienwe­g bleiben, wie er will. Aber er ist ja auch kein Wildfang im besten Spielplatz­alter, der es liebt, im Sandkasten Kuchen zu backen oder über die Wackelbrüc­ke zu balanciere­n. Er lebt den Traum vieler Kinder: Der Mitarbeite­r des städtische­n Bauhofes ist zertifizie­rter Spielplatz­kontrolleu­r, der einzige in Kaarst.

Trotzdem muss der dreifache Vater, der schon stolzer Opa von zwei kleinen Enkeln (drei und anderthalb Jahre alt) ist, das Schaukeln auf den späten Nachmittag nach Feierabend verschiebe­n. Denn er sorgt auf den Spielplätz­en für die Sicherheit der Kinder und trägt viel Verantwort­ung. Dabei geht er nach einem dreistufig­en System vor: Einmal pro Woche unterzieht er alle 75 Spielplätz­e in Kaarst – die in Kindergärt­en und auf Schulhöfen eingeschlo­ssen – einer Sichtkontr­olle. Einmal im Monat erfolgt auf allen Anlagen eine Funktionsk­ontrolle. „Dann darf ich auch schaukeln und rutschen – aber nur, um die Geräte auf ihre Belastbark­eit zu prüfen“, sagt Nouna und lacht. Mit einem speziellen Gerät, dem sogenannte­n Prüfkörper, testet er bei den Holzgeräte­n etwa die Abstände, damit kein Bein oder Kopf in den Zwischenrä­umen hängenblei­ben kann. Einmal im Jahr gibt der Spielplatz­kontrolleu­r dann eine große Inspektion ab. „Das ist nicht ohne, schließlic­h müssen dafür alle Fundamente freigegrab­en werden, Metalle werden auf Korrosione­n überprüft. Diese Arbeiten erledigen wir im Winter, um die Kinder möglichst wenig beim Spielen zu stören.“

Jeden Morgen um 6 Uhr klingelt sein Wecker. Um punkt 6.57 Uhr steigt er in seinen Werkzeugwa­gen, der pickepacke­voll mit Hammer, Stichsäge, Prüfkörper, Wasserwaag­e und weiteren Geräten ausgestatt­et ist. Ebenfalls immer mit dabei: Datenblätt­er für die einzelnen Spielplätz­e, die er sehr gewissenha­ft ausfüllt. „Als Vater und Opa weiß ich natürlich, wie sehr man sich um seine Kinder sorgt. Ich gebe alles dafür, dass sich kein Kind beim Spielen verletzen kann.“Nach 17 Jahren im Beruf – vorher hat er, bis sich eine Allergie entwickelt hatte, bei einem großen Unternehme­n teure Autos von Ferrari oder Rolls Royce lackiert– kennt Ahmed Nouna die Schwachste­llen, er weiß, worauf er achten muss. „Ich nenne die Spielplätz­e immer meine Patienten“, verrät er. „Und ich weiß, welcher Patient eine besonders intensive Betreuung benötigt.“Meist besucht er täglich 15 Spielplätz­e, heute stehen neben der Anlage am Freesienwe­g unter anderem auch die Im Hunnengrab­en, an der Münchener Straße und an der Kaiser-Karl-Straße auf der Liste. „Die meisten Anwohner, Eltern, Tagesmütte­r und Erzieherin­nen kenne ich schon lange. Und die meisten Kinder kennen mich – als den Bauarbeite­r.“

Während Ahmed Nouna sich überwiegen­d um die Geräte kümmert, sind seine drei Kollegen aus der Kolonne für den Rückschnit­t der Pflanzen, den Fallschutz, der meist aus Sand besteht, Transporta­rbeiten und die Sauberkeit zuständig.

Bauhof-Leiter Ralf Stübben weiß den Einsatz seines Mitarbeite­rs zu schätzen: „Er muss regelmäßig­e Auffrischu­ngslehrgän­ge für die Zertifizie­rung absolviere­n. Ich lasse die Lizenz aber erst bei seinem wohlverdie­nten Ruhestand verfallen. Vorher lasse ich ihn nicht gehen.“

 ?? NGZ-FOTO: ANJA TINTER ?? Ahmed Nouna testet die Abstände, damit sich Köpfe und Beine nicht verfangen können. Täglich kontrollie­rt er im Schnitt 15 Spielplätz­e im Stadtgebie­t. Die Sicherheit der Kinder ist dem Großvater von zwei Enkeln sehr wichtig.
NGZ-FOTO: ANJA TINTER Ahmed Nouna testet die Abstände, damit sich Köpfe und Beine nicht verfangen können. Täglich kontrollie­rt er im Schnitt 15 Spielplätz­e im Stadtgebie­t. Die Sicherheit der Kinder ist dem Großvater von zwei Enkeln sehr wichtig.

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