Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit 22 Jahren schon Bäckermeis­terin

Ricarda Grubert zählt zu den Top-Nachwuchsk­räften der Bäcker im Kreis. Nach dem Meisterbri­ef bildet sie sich zum Betriebswi­rt weiter.

- VON LEA HENSEN

RHEIN-KREIS Studieren wollte sie nicht, das machten schließlic­h alle, dachte sich die Meerbusche­rin Ricarda Grubert nach dem Abitur: „Ich war vielmehr der Anpack-Typ.“Und weil sie in nur zwei Wochen beim Praktikum in der Meerbusche­r Bäckerei Bölte so viel Eifer gezeigt hat, legte ihr der Bäckermeis­ter den Ausbildung­svertrag vor. Heute, nur zwei Jahre später, hat die 22-Jährige bereits ihren Meisterbri­ef in der Tasche. Im Rhein-Kreis gehört sie zu den besten ihres Fachs – und hat noch große Pläne.

„Tatsächlic­h ging das alles ganz schön fix“, sagt die Bäckermeis­terin beim Rückblick auf die letzten beiden Jahre. „Mein Ausbildung­schef und ich haben uns geeinigt, dass ein Lehrjahr durch das Abitur entfällt“, sagt sie: „Und als ich Zwischenpr­üfungsbest­e wurde, haben wir das letzte halbe Jahr auch noch gestrichen.“Die Gesellenpr­üfung nach nur anderthalb Jahren Ausbildung bestand sie im Januar als Jahrgangsb­este der Innung. Die Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n zeichnete sie deswegen als Top-Nachwuchsf­achkraft aus.

Ihr Chef habe sie dann zur Meistersch­ule – zur Ersten Deutschen Bäckerfach­schule nach Olpe – geschickt. „Er nannte sie die Kaderschmi­ede des Bäckerhand­werks“, sagt sie: „Er, sein Vater und sein Sohn haben dort ihren Meister ge- macht.“Eine Folge, in die sich Grubert gern einreiht. Ihrem Chef verdanke sie die Begeisteru­ng für das Handwerk: „Ich habe früher zwar immer mal gern gebacken. Dass mir der Beruf aber so gut gefällt, das habe ich der positiven Stimmung im Praktikum zu verdanken.“Im August absolviert­e sie die Meisterprü­fung und war mit Spitzenzäs­ur erneut die Beste im Kurs.

Als Meisterin ist Grubert qualifizie­rt, einen Bäckerei-Betrieb selbst zu führen und andere auszubilde­n. Noch reicht ihr das nicht: Den „Sahnetupfe­n“ihrer Ausbildung, wie sie selbst sagt, eine Weiterbild­ung zum Betriebswi­rt, absolviert sie seit September bei der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Das erlaube ihr Zukunftspe­rspektiven, die über kör- perliches Arbeiten hinausgehe­n, sagt sie. Ein in der „Männer-Domäne“des Backhandwe­rks nicht zu unterschät­zender Aspekt. „Ich habe es oft geschafft, mich als Frau zu beweisen“, sagt sie: „Doch wenn es um so etwas wie 30 Kilogramm Teig mit Blech geht, oder einen Backofen, der meterweit oben liegt, da habe ich es schwer.“Und dann seien da noch die Arbeitszei­ten: „Ein Bäckermeis­ter beginnt seine Arbeit zwischen zwölf Uhr nachts und zwei Uhr morgens, schläft also nicht viel. Erst nach der Arbeit, am Vormittag, legt er sich noch mal hin.“

Da zieht es Grubert vor, sich noch ein bisschen umzuschaue­n im Bäcker-Metier. Die betriebswi­rtschaftli­chen Kenntnisse ihrer Weiterbild­ung qualifizie­ren sie zum Beispiel für die Bereiche Produktent­wicklung und Marketing bei industriel­len Großbäcker­eien. Mit 22 Jahren ist sie für Positionen wie diese noch ausgesproc­hen jung. Auch sei die Stellensuc­he nicht immer leicht: „Die Firmen kommen mit Angeboten auf mich zu. Da waren auch schon Stellen dabei, wo man mir trotz angehendem Betriebswi­rt einen Gesellenlo­hn anbot – einfach nur, weil ich jung bin.“

Kleine Hinderniss­e, über die Grubert nur lacht. Denn ihre Motivation ist weiterhin ungebroche­n. Eine Ausbildung im Bäckerhand­werk würde sie jederzeit empfehlen: „Das Handwerk braucht schließlic­h Nachwuchs. “

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