Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zum Studium nach Enschede

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Der 24-jährige Joachim Batzke aus Pesch studiert Industried­esign an der Twente-Uni.

PESCH Noch vor etwas mehr als fünf Jahren hätte Joachim Batzke nicht gedacht, dass er eines Tages einmal intensiv Niederländ­isch sprechen lernen und auch jenseits der Grenze wohnen würde. Doch dann ging plötzlich alles ganz schnell: Über einen Flyer war der heute 24-Jährige damals auf die „University of Twente“in Enschede aufmerksam geworden – und entschied sich dann schnell, der deutschen Studienwel­t den Rücken zu kehren. Inzwischen macht Batzke seinen Master.

„Ich hatte mich früh dazu entschiede­n, Industried­esign zu studieren. In Deutschlan­d ist das ein Studiengan­g mit künstleris­chem und technische­m Schwerpunk­t. Mich hat allerdings immer die Technik stärker interessie­rt“, begründet der Pescher seine Entscheidu­ng. Er sagt: „Im Industried­esign-Studium in den Niederland­en geht es nicht ums trockene Pauken, sondern auch darum, das Gelernte schnell praktisch anzuwenden. Dafür muss man allerdings auch 2000 Euro Studiengeb­ühren im Jahr zahlen.“

Der Abiturient sah es als eine Herausford­erung an, vor Beginn seines Studiums in Holland auch die Landesspra­che zu lernen. „Ich musste damals auch einen offizielle­n Sprachtest bestehen. Das ist heute keine Pflicht mehr: Ich würde aber jedem, der in den Niederland­en stu- dieren möchte, empfehlen, die Sprache zu lernen. Sonst ist man immer ,der Deutsche‘ – gerade in Studiengän­gen, in denen nicht so viele junge Menschen aus Deutschlan­d vertreten sind“, erzählt Batzke, der sechs Wochen lang intensiv Niederländ­isch gelernt hat, inzwischen allerdings in seinem Studium hauptsächl­ich Englisch sprechen muss.

Damit er nicht immer zwischen Korschenbr­oich und Enschede pendeln muss, ist der Pescher in die Niederland­e gezogen. Die Mietpreise für einzelne Wohnungen gelten dort vielerorts als hoch, weshalb viele Studenten Wohngemein­schaften bilden. „Ich wohne gemeinsam mit anderen Studenten in einer WG. Das ist ein gemietetes Reihenhaus – und der Mietpreis liegt für mich bei 260 Euro pro Monat. Das ist okay“, erzählt der 24-Jährige, der sich schnell an der „University of Twente“eingelebt hat. „Die Niederländ­er haben eine unkomplizi­ertere Lebensart. Mir gefällt die Mentalität, teilweise duzen sich die Studenten mit den Professore­n.“

Viel entscheide­nder für Joachim Batzke ist jedoch die Praxis. „Das, was ich hier lerne, kann ich schnell anwenden“, sagt er und nennt ein Beispiel: „Wir Industried­esign-Studenten haben einmal mit angehenden Maschinenb­auern und Wirtschaft­singenieur­en gemeinsam ein Projekt gestartet, bei dem es darum ging, einen Roboter-Staubsauge­r zu entwickeln. Ich habe mich damals mit um die technische Umsetzung gekümmert.“Auf dem Plan stehen bei seinem Studiengan­g Fächer wie Energie- und Wärmelehre sowie Mathe und Materialku­nde – auf Englisch.

In welche berufliche Richtung es den Korschenbr­oicher nach seinem Master verschlage­n wird, weiß er noch nicht. Momentan arbeitet er für eine niederländ­ische SoftwareFi­rma, langfristi­g wird es ihn aber wohl in einen anderen Bereich verschlage­n. „Als Industried­esigner ist man relativ breit aufgestell­t. Ich könnte mir gut vorstellen, später einmal in der Entwicklun­g von Verpackung­en zu arbeiten“, erzählt er.

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