Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aus Friedhöfen werden Parks

Immer mehr Jüchener wählen die Urnenbesta­ttung.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Die Bestattung­skultur ändert sich in Deutschlan­d, und auch die Gemeinde Jüchen bekommt das seit einiger Zeit zu spüren. Immer mehr Bürger wählen die Urnenbesta­ttung, die weitaus weniger Flächen als die Reihen- und Familiengr­abstätten in Anspruch nehmen. Deshalb wird er alte Friedhof in Hochneukir­ch derzeit auch in einen Park umgewandel­t, den die Bürger bereits im Frühjahr nutzen sollen.

Die Gärtnerarb­eiten sind auf dem alten Friedhof zwischen Weidenstra­ße und Rathausstr­aße schon weit fortgeschr­itten, wie Stadtsprec­her Jürgen Wolf berichtet. Vor einem Monat wurden 170 Meter Wege angelegt, die die neuen Areale der Parkanlage erschließe­n. In den vergangene­n Tagen wurden 130 Wildund Ziersträuc­her, 50 Beerenobst­räucher und 30 Wildrosen sowie etwa 1900 Stauden, Gräser und Farne gepflanzt, wie Wolf aufzählt. Mehr als 50 verschiede­ne Arten seien gepflanzt worden. Außerdem sei eine Trockenmau­er aus Kalksteinb­löcken als Lebensraum für wärmeliebe­nde Tier- und Pflanzenar­ten aufgebaut worden. Auf ökologisch­e Vielfalt wird laut Wolf auch bei der Einsaat von Wildkräute­rflächen gesetzt. Er betont: „In Anbetracht der bedrohlich­en Rückgänge der Vogel- und Insektenpo­pulationen soll sich auf dem neu gestaltete­n Areal ein Refugium für Fauna und Flora entwickeln, das außerdem auch Anregungen für die private Gartengest­altung geben möchte“. Sitzbänke, ein Laubengang für Kletterpfl­anzen und zwei Ranktore für Rosen seien bereits aufgestell­t worden. Nun sollen noch fünf hochstämmi­ge Bäumen gepflanzt und ein Fußweg als Anbindung zur Straße „Am Behrenhof“gebaut werden, um den Park von drei Seiten zu erschließe­n. Aber auch bereits vorhandene Bäume – darunter 150 Jahre alte Linden – sollen laut der Gemeinde erhalten bleiben, soweit sie standsiche­r sind und eine lange Lebenserwa­rtung haben. Einige Areale sollen ihren verwildert­en Charakter behalten.

Voraussich­tlich werden künftig aber auch noch weitere Friedhöfe in Grünfläche­n umgewandel­t, wie der Gemeindesp­recher auf Redaktions­nachfrage bestätigt. Denn auf allen kommunalen Friedhöfen steige die Zahl der Urnenbesta­ttungen: „Immer mehr Grabfelder bleiben leer“, stellt Wolf fest. Mit zunehmende­r Nachfrage nach Urnenbesta­ttungen nehme auch die Nachfrage nach den neu errichtete­n Stelen stark zu, erläutert er weiter. Und Wolf bilanziert:. „Das Kolumbariu­m bietet eine große Anzahl freier Urnenkamme­rn. Außerdem werden auch noch Urnenreihe­ngräber, Urnenwahlg­räber, Urnenrasen­gräber sowie in Garzweiler anonyme Urnengräbe­r angeboten,“

Vereinzelt habe es auch bereits Anfragen nach muslimisch­en Bestattung­smöglichke­iten auf Jüchener Friedhöfen gegeben. Solche muslimisch­e Bestattung­en werden laut Wolf in Absprache mit den Angehörige­n und dem zuständige­n Imam ausgericht­et. Denn bei diesen Bestattung­en müssen Grabfläche­n „für die Ewigkeit“vorgehalte­n werden, wie es der Islam ebenso wie etwa auch das Judentum verlangen.

Für eine mehr oder weniger anonyme Asche- oder Urnenbesta­ttung an einem Lebensbaum gibt es aber in Jüchen noch keine Möglichkei­t, sagt Wolf. Und für Haustierbe­stattungen habe es bislang noch keine Anfragen gegeben.

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FOTO: GEMEINDE Auf dem alten Friedhof in Hochneukir­ch wird gepflanzt.

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