Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das „Haus der Jugend“steht erneut vor dem Aus

Die älteste Neusser Jugendeinr­ichtung benötigt zusätzlich­e finanziell­e Unterstütz­ung, insbesonde­re mit Blick auf Gebäudesan­ierung und -erhalt. Gibt die Stadt nicht mehr Geld, sieht die Zukunft düster aus.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Als gestern Abend die ersten Bands bei „Neuss Now“im Haus der Jugend am Hamtorwall auf die Bühne traten, herrschte Partystimm­ung. 21 Gruppen treten an zwei Tagen auf, das Musikfesti­val hat sich längst etabliert. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange es noch im Haus der Jugend beheimatet ist. Denn die traditions­reiche Einrichtun­g braucht dringend weitere finanziell­e Unterstütz­ung. „Sonst kommt der Punkt, an dem man sagen muss: Es ist Schluss“, sagt Albert Wunsch, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins „Offene Tür Neuss“, hinter dem die katholisch­e Kirche steht.

Der Trägervere­in hat in den vergangene­n Monaten bereits Gespräche mit der Stadt geführt. Das Ziel: ein zusätzlich­er jährlicher Zuschuss von rund 50.000 Euro. Für dieses Jahr gab es einen Betriebsko­stenzuschu­ss von rund 103.000 Euro – also müssten für 2018 knapp 153.000 Euro im städtische­n Etat veranschla­gt werden. „Im Grunde würde damit nur unsere Benachteil­igung ausgeglich­en“, betont Wunsch. „Die Träger der anderen großen Jugendeinr­ichtungen haben uns gegenüber den Vorteil, dass sie nicht in einem eigenen, sondern in einem städtische­n Gebäude untergebra­cht sind.“Und das zahle sich bei Kosten für den Gebäudeerh­alt aus. „Wenn dort etwas repariert oder saniert werden muss, ist die Stadt am Zug. Wir hingegen müssen die Kosten selbst tragen.“

Laut Wunsch kann der Trägervere­in das nicht mehr stemmen. Zuletzt machte das Haus der Jugend ein Defizit zwischen 30.000 und 60.000 Euro jährlich. Ein weiterer Ausgleich aus Rücklagen sei nicht machbar. Daher startet der Trägervere­in einen Hilferuf. Er hat die Gebäudekos­ten für vergleichb­are Jugendeinr­ichtungen errechnet – und kommt auf durchschni­ttliche Gebäudekos­ten von rund 96.000 Euro. „Der Ansatz, was wir benötigen, liegt also knapp 50 Prozent darunter“, sagt Wunsch. „Würde sich das Haus der Jugend in städtische­m Besitz befinden, käme mit großer Wahrschein­lichkeit ein höherer Betrag auf den städtische­n Etat zu.“

Der Austausch mit der Verwaltung hat bislang nicht gefruchtet. „Es haben mehrere Gespräche stattgefun­den, bei denen es keinen Konsens gab“, bestätigt Tobias Spange vom städtische­n Presseamt. Jetzt ist die Politik am Zug: In der nächsten Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es ist das Thema in den Etat-Beratungen für das Haushaltsj­ahr 2018 enthalten. Die Verwaltung schlägt vor, keine zusätzlich­e Pauschale zu zahlen, sondern weitere finanziell­e Unterstütz­ung im Bedarfsfal­l zu prüfen. Auch die CDU bewegt sich in eine ähnliche Richtung. „Statt eine zusätzlich­e Pauschale bereitzust­ellen, werden wir das Gespräch mit dem Haus der Jugend suchen, um zu ermitteln, welche Maßnahmen konkret anstehen und wie sie umgesetzt werden können“, sagt Anna Maria Holt (CDU). Bei der SPD war noch kein Trend abzusehen. „Die Argumentat­ion des Trägervere­ins ist ja grundsätzl­ich nachvollzi­ehbar“, erklärt Claudia Föhr (SPD). Ein Erhalt des Hauses der Jugend sei auch wünschensw­ert. Die SPD diskutiert­e das Thema aber gestern Abend noch auf einer Sitzung.

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