Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eltern fordern Klarheit über G9 an Gymnasien

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DÜSSELDORF (fvo/kib) Eltern von Viertkläss­lern steht eine schwierige Schulwahl bevor. Wenn ihr Kind ein Gymnasium besuchen soll, müssen sie sich in den kommenden Monaten für eine Schule entscheide­n. Zu diesem Zeitpunkt steht überwiegen­d aber noch gar nicht fest, ob dieses Gymnasium beim „Turbo-Abi“(G8) bleibt oder zum neunjährig­en Bildungsga­ng (G9) zurückwech­selt.

Eltern- und Lehrervert­reter üben deshalb Kritik: „Die Eltern müssen doch wissen, was auf sie und ihre Kinder zukommt“, sagte Christina Herold, Vorsitzend­e der Landeselte­rnkonferen­z NRW, unserer Redaktion. Es könne passieren, dass Kinder, die ihr Abitur erst nach neun Jahren machen wollten, sich auf einer G8-Schule wiederfänd­en – und umgekehrt. Das sei für keine Seite zufriedens­tellend und könne in der Praxis etwa zu folgender Konstellat­ion führen: „Angenommen, Ihr Kind besucht ein G9-Gymnasium, und Sie ziehen in eine kleinere Stadt um, in der es nur ein G8-Gymnasium gibt: Dann haben Sie ein Problem.“

Ähnlich äußerte sich Udo Beckmann, Vorsitzend­er des Verbandes Bildung und Erziehung NRW: Die Ungewisshe­it mache eine Entscheidu­ng für oder gegen ein Gymnasium schwierig. „Hier muss dringend Klarheit geschaffen werden.“

Die unsichere Schulwahl ist eins der ersten praktische­n Probleme bei der Rückkehr zu G9. Zwar soll G9 wieder die Regel werden; die schwarz-gelbe Landesregi­erung will den Gymnasien aber die Wahl lassen, bei G8 zu bleiben. Voraussetz­ung dafür ist, dass die jeweilige Schulkonfe­renz dem mit einer Zweidritte­lmehrheit zustimmt. Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) geht davon aus, dass am Ende über 90 Prozent der Gymnasien das „Turbo-Abi“abschaffen.

Dazu sagte sie: „Wir befinden uns gerade in der Abstimmung des G9Gesetzen­twurfs, der noch im November vorgestell­t werden soll. Fest steht die Leitentsch­eidung für G9 und die Umstellung zum Schuljahr 2019/20.“Schüler, die im nächsten Schuljahr an die Gymnasien wechselten und noch im alten G8 begännen, hätten keinen Anspruch auf Fortsetzun­g des G 8-Bildungsga­ngs. Sämtliche rechtliche­n Fragen in diesem Zusammenha­ng seien intensiv vom Schulminis­terium geprüft worden.

Das sei eine „unschöne Nachricht“für die Eltern, findet die schulpolit­ische Sprecherin der grünen Opposition­sfraktion im Landtag, Sigrid Beer: „So kommt keine Ruhe in die Schullands­chaft.“Wenn es eine politische Leitentsch­eidung für G9 gebe, müsse das auch grundsätzl­ich an jeder Schule gelten. „Es ist schlicht nicht vermittelb­ar, dass die Eltern bei einer solch wichtigen Entscheidu­ng komplett im Unklaren gelassen werden.“

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