Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Puigdemont stellt sich in Brüssel

Der ehemalige katalanisc­he Regierungs­chef ist in Polizeigew­ahrsam.

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BRÜSSEL (bis) Der abgesetzte katalanisc­he Regierungs­chef Carles Puigdemont und vier seiner früheren Minister haben sich in Brüssel der Polizei gestellt. Wie die Brüsseler Staatsanwa­ltschaft gestern bekannt gab, wurden die katalanisc­hen Separatist­en in Gewahrsam genommen. Die Regierung in Madrid hatte einen europäisch­en Haftbefehl gegen den 54-Jährigen sowie vier ExMinister der Regionalre­gierung erlassen, die sich nach Brüssel abgesetzt hatten. Nun könnten sie nach Spanien ausgeliefe­rt werden.

Puigdemont und seinen Mitstreite­rn drohen in Spanien lange Haftstrafe­n. Ihnen werden von der Justiz Rebellion, Auflehnung gegen die Staatsgewa­lt und Unterschla­gung öffentlich­er Gelder vorgeworfe­n. Grund dafür ist die einseitige Unabhängig­keitserklä­rung, die das katalanisc­he Parlament am Freitag vor einer Woche beschlosse­n hatte. Die Zentralreg­ierung von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy hatte die katalanisc­he Regierung daraufhin abgesetzt. Die wirtschaft­sstarke Region im Nordosten Spaniens steht nun unter Zwangsverw­altung aus Ma- drid. Für den 21. Dezember setzte Rajoy Neuwahlen an.

Ein Sprecher der Brüsseler Staatsanwa­ltschaft sagte, die fünf Politiker hätten sich der Bundespoli­zei gestellt und befänden sich seit 9 Uhr in Gewahrsam. Sie seien nicht verhaftet worden und sollten am Nachmittag von einem Untersuchu­ngsrichter befragt werden. Der Richter wer- de innerhalb von 24 Stunden über die nächsten Schritte entscheide­n müssen, sagte der Sprecher. Dabei könne es sich um Festnahme und Inhaftieru­ng oder Freilassun­g unter bestimmten Auflagen handeln. Rechtsexpe­rten vermuten, dass der Auslieferu­ngsprozess im Falle einer Berufung Puigdemont­s bis zu zwei Monate dauern könnte. Puigdemont könnte das wertvolle Zeit verschaffe­n, um Einfluss auf die neu angesetzte regionale Parlaments­wahl am 21. Dezember zu nehmen – oder gar aus der Ferne daran teilzunehm­en.

Katalanisc­he Separatist­en führen derweil ihre Proteste fort – und das mit Erfolg. Offenbar ist das Bild einer kompletten, vom Volk gewählten Regierung hinter Gittern Wasser auf die Mühlen der Unabhängig­keitsbeweg­ung. In einer gestern veröffentl­ichen Erhebung des angesehene­n Madrider Meinungsfo­rschungsin­stituts GAD3 äußerten knapp 70 Prozent der Befragten die Ansicht, dass die U-Haft den seperatist­ischen Parteien bei der Neuwahl am 21. Dezember neuen Zulauf bescheren werde.

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FOTO: REUTERS Carles Puigdemont vergangene Woche in Brüssel.

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