Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Heynckes macht Bayern besser

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Was haben die Bayern in 15 Monaten unter dem Trainer Carlo Ancelotti eigentlich auf dem Trainingsp­latz gemacht? Das fragen sich einige Zeitgenoss­en, die voller Verwunderu­ng die Wandlung des Meisters in den vergangene­n vier Wochen miterleben. Eine naheliegen­de Antwort auf diese Frage: nicht viel, jedenfalls nicht genug.

Seit Jupp Heynckes seinen Alterssitz im beschaulic­hen niederrhei­nischen Örtchen Fischeln verlassen hat und sich mit bemerkensw­erter Energie der Arbeit in München widmet, offenbaren die Bayern in jedem Spiel Fortschrit­te. Es ist System zu erkennen, eine Fußball-Idee und mannschaft­licher Zusammenha­lt. Grundtugen­den, die in der arg lockeren Amtsführun­g des Italieners Ancelotti verloren gegangen waren.

Es ist nicht gerade ein Kompliment für den Vorgänger, wenn Heynckes feststelle­n muss, dass er seine Mannschaft zurzeit auf dem Trainingsp­latz, in der Spielvorbe­reitung und in der Einstellun­g zum Fußball zu großen Anstrengun­gen herausford­ere. „Ich habe einen hohen Anspruch“, sagt der neue, alte Coach. Das ist auch ein Kommentar zur Arbeit Ancelottis.

Heynckes beweist gerade, dass selbst hochdekori­erte Fußballsta­rs eine fachliche Anleitung benötigen, damit sie ausschöpfe­n können, was ihnen an überragend­em Talent gegeben ist. Das ist eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it. Wer wollte sonst erklären können, warum Fußballtra­iner zu den gut bezahlten Arbeitskrä­ften zählen? Umso bemerkensw­erter ist die Tatsache, dass die mit doch so viel fußballeri­schem Sachversta­nd gesegnete Führung des Klubs den tiefenents­pannten Ancelotti verpflicht­ete, nur weil ihnen Typen wie Pep Guardiola zu anstrengen­d waren.

Anstrengen­d ist Heynckes auch. Im Gegensatz zu Guardiola bringt der Altmeister allerdings auch menschlich­e, väterliche Qualitäten mit, die immer noch beste Leistungsm­otivation bieten.

Die Bayern-Führung sollte schon jetzt die Augen weit aufsperren, denn der Glücksfall Heynckes braucht bald den nächsten Nachfolger.

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