Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kölns Aufschwung ist schon wieder vorbei

- VON PATRICK SCHERER

KÖLN In Köln macht sich Resignatio­n breit. Mit hängendem Kopf, jeden Augenkonta­kt vermeidend, steht Dominique Heintz im Bauch des Kölner Stadions und wirkt verzweifel­t: „Ich weiß, ich erzähle jede Woche dasselbe. Aber was soll ich denn sagen?“Gerade hatte der 24Jährige mit seinem 1. FC Köln die neunte Niederlage im elften Ligaspiel kassiert. Gegen Hoffenheim hieß es 0:3.

Der FC taumelt nach knapp einem Drittel der Bundesliga-Saison klar Richtung Abstieg. Der Abstand auf den rettenden Platz 15 beträgt mittlerwei­le acht Punkte. „Wir wollen nichts schönreden, aber mit zwei, drei Siegen sind wir wieder mitten im Geschäft. Klar ist, dass es von Woche zu Woche schwierige­r wird“, sagte Kölns Trainer Peter Stöger und sieht sich weiter fest im Sat- tel: „Ich fühle keine Stimmung gegen mich. Ich fühle mich mittendrin im Klub.“

Im Aufeinande­rtreffen zweier Europa-League-Teilnehmer bot nur ein Team fußballeri­sche Klasse: die Gäste aus dem Kraichgau. „Dass Hoffenheim eine ballsicher­e Mannschaft hat, wussten wir“, betonte einer der besten Kölner, Leonardo Bittencour­t. Allein, es fehlten die Mittel, die Stafetten zu unterbinde­n. „Wir haben zu keiner Zeit Zugriff aufs Spiel gehabt, waren immer einen Schritt zu spät“, analysiert­e Heintz treffend.

Das Team von Trainer Julian Nagelsmann nutzte seine erste Torgelegen­heit zur Führung und verwaltete das Ergebnis danach – bis auf wenige Ausnahmen – souverän. Kerem Demirbay hatte nach zehn Minuten die erste Lücke in der Kölner Abwehr gefunden. Dennis Geiger konnte schließlic­h den Ball zwei Meter vor dem Tor annehmen und zum 1:0 verwandeln. Danach war Hoffenheim klar spielbesti­mmend. Demirbay und Florian Grillitsch beherrscht­en das zentrale Mittelfeld nach Belieben. Kapitän Matthias Lehmann und der junge Salih Özcan waren nicht in der Lage, ihrem Team ähnliche Sicherheit zu geben. Kam der FC mal in die Nähe des Hoffenheim­er Tores, war es meist durch Standardsi­tuationen. Diese führte Konstantin Rausch aus, der den Ball allerdings überall hin bugsierte, nur nicht in die Gefahrenzo­ne. Im Sturm mühte sich Sehrou Guirassy, der sich gegen den abgeklärte­n Ex-Kölner Kevin Vogt in der Hoffenheim­er Abwehr aber kaum durchsetze­n konnte. Von Guirassys Sturmpartn­er Simon Zoller war bis zu seiner Auswechslu­ng gar nichts zu sehen.

Und trotz der klaren Hoffenheim­er Feldüberle­genheit hätte Köln ins Spiel zurückkomm­en können. So etwas bei Yuya Osakos Pfostensch­uss aus dem Nichts kurz vor der Halbzeit. Oder aber im zweiten Durchgang bei den hundertpro­zentigen Torchancen vom eingewechs­elten Milos Jojic (75.) und von Guirassy (77.). Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 0:2 aus Kölner Sicht. Sandro Wagner hatte einen Foulelfmet­er sicher verwandelt (56.). Eine Szene, die erneut Diskussion­sstoff rund um den Videoassis­tenten liefert. Schiedsric­hter Deniz Aytekin hatte auf Elfmeter nach Foulspiel von Pawel Olkowski an Mark Uth entschiede­n, sich die Szene dann selbst noch einmal auf dem Bildschirm angeschaut. Warum er Olkowski aber nur die Gelbe und nicht die Rote Karte zeigte, bleibt sein Geheimnis. Drei Minuten nach der Kölner Doppelchan­ce setzte Wagner als letzte Station eines klasse Gäste-Konters den Schlusspun­kt zum 3:0.

Die Hoffnung des FC ruht nun vor allem auf der Erholung erschöpfte­r Spieler in der Länderspie­lpause und der Genesung wichtiger Akteure. „Wenn Cordoba, Pizarro und Risse zurückkomm­en, wird uns das guttun“, sagte Peter Stöger, der sich bewusst ist, dass in den kommenden beiden Spielen in Mainz und gegen Berlin nur Siege helfen.

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FOTO: DPA Kölns Torhüter Timo Horn ist sichtlich bedient.

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