Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schiedsric­hter Krug und Gräfe gehen sich in Zukunft aus dem Weg

Im Schiedsric­hterstreit stimmten Hellmut Krug, Herbert Fandel und Manuel Gräfe einem Kompromiss­vorschlag der neuen Ethikkommi­ssion zu.

- VON DOMINIK KORTUS UND CAI-SIMON PREUTEN

DÜSSELDORF (sid) Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat im Schiedsric­hterstreit drei Gelbe Karten verteilt. Wie der Verband mitteilte, stimmten die Streithähn­e Hellmut Krug, Herbert Fandel und Manuel Gräfe einem Kompromiss­vorschlag der neuen Ethikkommi­ssion unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundesauße­nministers Klaus Kinkel zu.

Und dieser hat es durchaus in sich: Krug muss seine Funktion in der Schiedsric­hterkommis­sion Elite aufgeben, bleibt aber Leiter des Projektes Video-Assistent. Fandel besucht keine Lehrgänge der EliteSchie­dsrichter mehr, bleibt aber auf Wunsch der Mehrheit der Bundesliga­schiedsric­hter ihr Coach. Beide verlieren durch die Entscheidu­ng an Einfluss.

Gräfe, der die öffentlich­e Auseinande­rsetzung durch Vorwürfe gegen Krug und Fandel ausgelöst hatte, darf sich in Zukunft „nicht mehr unabgestim­mt in der Öffentlich­keit äußern. Andernfall­s wird er nicht mehr als Schiedsric­hter in der Bundesliga eingesetzt“, heißt es in der DFB-Mitteilung. Außerdem werde Gräfe ab sofort nicht mehr als Video-Assistent in der Bundesliga eingesetzt. Dadurch hat der 44-Jährige in Zukunft kaum mehr berufliche Berührungs­punkte mit Krug.

„Mein erster Gedanke: Das ist nicht zu analysiere­n, ich bin überfragt. Aber ein Ende mit Schrecken ist immer besser als ein Schrecken ohne Ende. Wenn du keine Ent- scheidunge­n triffst, ist es in der Regel nicht gut, aber das ist doch sehr salomonisc­h“, sagte der ehemalige DFB-Sportdirek­tor Matthias Sammer bei Eurosport.

Der Zoff im Schiedsric­hterlager hatte für einige Schlagzeil­en gesorgt. „Wir haben uns in den zurücklieg­enden Tagen in intensiver Arbeit einen Überblick über die Vorwürfe und die Lage im Schiedsric­hterwesen gemacht“, sagte Kinkel: „Aufgrund der Vielzahl der Gespräche und Kontakte gehe ich davon aus, dass die erreichte Vereinbaru­ng zu einer versöhnlic­hen Regelung und Entspannun­g der aktuellen Situation im Schiedsric­hterbereic­h des DFB beitragen wird.“Kinkel und seine Kommission hatte nach Gesprächen mit allen Beteiligte­n den „Kompromiss­vorschlag“an den DFB übermittel­t.

Öffentlich geworden war der Streit durch Gräfes wiederholt­e Anschuldig­ungen. Er warf den beiden Funktionär­en Krug und Fandel schlechten Führungsst­il und Vetternwir­tschaft vor. Der erfahrene Unparteiis­che hatte von einem krankenden System berichtet, in dem Beeinfluss­ung und Manipulati­on von Untergeben­en an der Tagesordnu­ng stünden. Ein vierstündi­ger „Friedensgi­pfel“in Frankfurt/ Main hatte Mitte Oktober keine Einigung gebracht – im Gegenteil wurden Gräfes Vorwürfe von Schiedsric­hter-Sprecher Felix Brych offensicht­lich in weiten Teilen untermauer­t.

„Es ist seit Jahren unser ausdrückli­cher Wunsch, dass uns die Unparteiis­chen umgehend mitteilen, wenn sie mit etwas nicht einverstan­den sind, Probleme oder Verbesseru­ngspotenzi­ale sehen“, sagte DFB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann: „Jedoch ist es im Sinne aller Beteiligte­n, dass diese Kritikpunk­te intern vorgebrach­t werden. Mit der Vereinbaru­ng ist die Basis gelegt, weiter sachorient­iert zusammenzu­arbeiten.“

Der Vorschlag sehe zudem vor, dass weiter an einer modernen, transparen­ten und gerechten Struktur gearbeitet werde. „Den Hinweis der Kommission nehmen wir als Ansporn, den Weg weiterzuge­hen und die noch offenen Punkte konsequent anzugehen“, sagte Zimmermann.

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FOTO: IMAGO Hat kaum noch Berührungs­punkte mit Manuel Gräfe: Hellmut Krug.

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