Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verletzter zehn Minuten ohne Hilfe

Uerdinger Fußballspi­eler liegt in Wuppertal lange blutend auf dem Rasen.

- VON HEINRICH LÖHR

WUPPERTAL Es ist die 15. Minute des Regionalli­ga-Spiels zwischen dem Wuppertale­r SV und dem KFC Uerdingen (0:1). Der Wuppertale­r Peter Schmetz hat den Uerdinger Christian Müller auflaufen lassen. Der 33jährige Angreifer verletzt sich, liegt blutüberst­römt auf dem Rasen. Müller krümmt sich vor Schmerzen, muss sich sogar erbrechen. Jedem der 4322 Zuschauer – unter ihnen auch Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer – ist klar, dass hier dringend medizinisc­he Hilfe erforderli­ch ist. Betreuer, Ersatzspie­ler und selbst Spieler beider Mannschaft­en laufen in die Gänge des Stadions, um Hilfe zu holen – vergeblich.

„Ihr seid doch auch in Erster Hilfe ausgebilde­t“, brüllt ein Zuschauer eine Gruppe am Spielfeldr­and stehender Feuerwehrl­eute an. Gerade als diese loslaufen, kommt dann aber doch die Rettung. Zweimal hat der Stadionspr­echer dazu aufgerufen. Dann tauchen Sanitäter auf. Mit einer Trage wird der ehemalige Bundesliga­profi zum Rettungswa­gen und dann ins Krankenhau­s transporti­ert – begleitet von Uerdingens Teammanage­r Heiner Essingholt. Dieser überbringt später die Kunde, dass es Müller soweit gut gehe, er aber zur Beobachtun­g die Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Intensivst­ation verbringen müsse und ob der starken Schwellung­en im Gesicht noch keine klaren Aussagen zur Schwere der Verletzung­en gemacht werden könnten. Die Organisati­on des gesamten Spiels war ob der Brisanz von einer strikten Fantrennun­g und einer großen Zahl an Ordnungskr­äften, die mit einer Vielzahl an Ge- und Verboten aufwartete­n, gekennzeic­hnet.

Die schwere Panne bei dem Einsatz des Rettungsdi­enstes aber war auch den Verantwort­lichen des Gastgebers sichtlich unangenehm. „Wir haben einen Notarzt und 16 Sanitäter für dieses Spiel angeforder­t und bezahlt. Wo waren die, das ist keine Lappalie, das gilt es aufzukläre­n“, echauffier­te sich WSV-Manager Manuel Bölster unmittelba­r nach Spielschlu­ss. Noch am Abend des Spiels veröffentl­ichte sein Verein eine offizielle Stellungna­hme, in der er Müller zunächst einmal beste Genesungsw­ünsche übermittel­te und ebenfalls eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle versprach.

Für die wird auch die schon in der Halbzeitpa­use aus dem Umfeld des gastgebend­en Vereins gestellte Strafanzei­ge wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung sorgen. Aber auch der Westdeutsc­he Fußballver­band wird sich mit dieser Panne befassen, denn Schiedsric­hter Kevin Domnick vermerkte im Spielberic­ht, dass nach einer schweren Verletzung eines Spielers überlang auf die Sanitäter gewartet werden musste, die Partie selbst deshalb für zehn Minuten unterbroch­en war.

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FOTO: SAMLA Abtranspor­t: Der Uerdinger Spieler Christian Müller kann in Wuppertal schließlic­h doch medizinisc­h versorgt werden.

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