Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

TV Korschenbr­oich steigert sich enorm – und verliert trotzdem

Bei der 27:30-Niederlage gegen GWD Minden II zeigt der Handball-Drittligis­t endlich Kampf- und Teamgeist – aber macht wieder zu viele Fehler.

- VON VOLKER KOCH

KORSCHENBR­OICH Der TV Korschenbr­oich hat schon viele bittere Niederlage­n einstecken müssen in dieser Spielzeit. Doch das 27:30 (Halbzeit 13:14) gegen die Bundesliga-Reserve von GWD Minden war die vielleicht bitterste überhaupt in den bisherigen elf Saisonspie­len.

Denn so nah an einem Punktgewin­n war der Handball-Drittligis­t zumindest in der heimischen Waldsporth­alle noch nie wie an diesem Samstagabe­nd. Eine Halbzeit lang waren die Gastgeber sogar spielbesti­mmend und das bessere Team – und das im ersten Durchgang, in dem sie bei den voraufgega­ngenen Pleiten gegen Krefeld, Dormagen und Schalksmüh­le so jämmerlich versagt hatten.

Am Ende freilich war es das gleiche Lied: Zu wenig Zupacken in der Defensive, zu viele (kleine) Lässlichke­iten im Angriff bedeuteten unterm Strich die neunte Saisonnied­erlage. Die Hoffnung, der TVK könnte noch vor Ende der Hinrunde oder überhaupt einmal in dieser Spielzeit die Abstiegsrä­nge verlassen, ist dadurch tabellaris­ch um einiges geringer geworden.

Atmosphäri­sch nicht. Denn den hängenden Köpfen seiner Schützling­e zum Trotz stellte Trainer Ronny Rogawska nach dem Schlusspfi­ff fest: „Ich habe heute endlich eine Entwicklun­g gesehen.“Eine zum Positiven sogar. Denn die Korschenbr­oicher zeigten, dass sie kämpfen können statt nach Rückstände­n und Rückschläg­en depressiv übers Parkett zu traben. Und sie zeigten, dass sie – vorrangig in den Personen von Aaron Jennes und Erik Hampel, die mit sieben beziehungs­weise sechs Treffern die besten Feldtorsch­ützen waren – durchaus in der Lage sind, das Spielgerät im gegnerisch­en Gehäuse unterzubri­ngen.

Ihr erneutes Schicksal besiegelte­n die Hausherren praktisch in zweieinhal­b Minuten. Zwei Fehlwürfe und ein Fehlpass erlaubten Minden, nach der Pause auf 17:13 wegzuziehe­n, zwangen Rogawska, schon viel zu früh, nämlich nach 32:02 Minu- ten, seine bereits dritte Auszeit zu nehmen, was ihn der Möglichkei­t taktischer Einflussna­hme in der Schlusspha­se beraubte. Anders als zuletzt ergaben sich die Korschenbr­oicher aber nicht in dieses Schicksal, sondern kämpften sich gegen individuel­l und spielerisc­h überlegene Gäste immer wieder heran.

Nur: Immer, wenn sie bis auf einen Treffer verkürzen oder gar ausgleiche­n konnten, machten sie wieder jene dummen Fehler, die sie zu einem Abstiegska­ndidaten stempeln. Fehlpass, Stürmerfou­l, verworfene­r Siebenmete­r – das alles spielte Minden in die Karten, dessen Trainer Moritz Schäpsmeie­r hinterher zugab: „Wir haben uns heute sehr schwergeta­n.“Was in Korschenbr­oicher Ohren anno 2017/18 bereits wie ein Kompliment klingt. In Rogawskas Augen waren es „Kleinigkei­ten und fehlendes Glück“, die die Partie zu ungunsten des TVK entschiede­n. Da hatte der Däne sicher nicht Unrecht. In erster Linie fehlen dem TVK aber Routine und Cleverness, damit die Abwehr nicht immer offen wie ein Scheunento­r in der Gegend herumsteht, denn so ist der Begriff vom „Handballdo­rf“sicher nicht gemeint.

Die lassen sich im laufenden Spielbetri­eb, zumal im Kampf gegen den Abstieg, freilich nur schwer erlernen. Da hilft wohl tatsächlic­h nur die Verpflicht­ung eines Spielers weiter, der über ebensolche Eigen- schaften verfügt. Die Einsicht scheint inzwischen in den Korschenbr­oicher Köpfen angekommen. Selbst Manager Kai Faltin spricht davon, „dass dieser Mannschaft ein frischer Wind durch einen neuen Spieler gut tun“würde. Denn sonst drohen dem TVK fürwahr stürmische Zeiten. Kommentar

 ?? FOTO: MICHAEL JÄGER ?? Erik Hampel, hier gegen Mindens Justus Richtzenha­in, zeigte seine bisher beste Leistung, seit er das Trikot des TV Korschenbr­oich trägt. Dem Linkshände­r gelangen sechs Tore – zu wenig zum ersten Heimsieg.
FOTO: MICHAEL JÄGER Erik Hampel, hier gegen Mindens Justus Richtzenha­in, zeigte seine bisher beste Leistung, seit er das Trikot des TV Korschenbr­oich trägt. Dem Linkshände­r gelangen sechs Tore – zu wenig zum ersten Heimsieg.

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