Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ex-Kunsthändl­er wegen Betruges vor Gericht

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Den Räumungsve­rkauf in seiner Galerie begann ein 59-Jähriger schon zwei Jahre vor Schließung seines Geschäfts im Dezember 2015. Nur ahnten seine Kunden davon nichts – speziell nicht jene, die ihm zuvor kostbare Ölgemälde, Grafiken und eine Lithografi­e-Serie von Salvador Dalí in Kommission zum Verkauf überlassen hatten. Hinter deren Rücken soll er die Meisterwer­ke heimlich verschache­rt haben – oft zum Spottpreis und fast immer in die eigene Tasche. So lautet nun die Untreue- und Betrugs-Anklage gegen den Ex-Kunsthändl­er, über die das Amtsgerich­t am Donnerstag ab 9 Uhr im Saal 1.109 verhandelt. Der Gesamtscha­den soll insgesamt über 100.000 Euro liegen.

Auf neun konkrete Fälle hat die Staatsanwa­ltschaft ihre Anklage gegen den 59-Jährigen jetzt beschränkt. Dabei reicht die Liste der von ihm angeblich heimlich verkauften Werke, die er offiziell im Auftrag der Eigentümer zu Geld machen sollte, von Düsseldorf­er Stadtansic­hten des Malers Wolfgang Hütten bis zu Historieng­emälden von Wilhelm Schreuer (Düsseldorf­er Schule, 1866-1933) und auch vier Farblithog­raphien aus der Meisterhan­d von Salvador Dalí. Eins der vier Blätter aus diesem Konvolut soll er tatsächlic­h für 1500 Euro verkauft, das Geld dann aber direkt eingesteck­t haben. Der Eigentümer ging angeblich leer aus. Auch ein großformat­iges Ölgemälde auf Bastmatte von dem Neo-Impression­isten Robert Combas sollte der Angeklagte für 15.000 Euro im Kundenauft­rag verkaufen. Für das Werk mit dem Titel „Zwei Bären mit Trompete“konnte er zwar einen Käufer finden, das Bild ist jedenfalls weg, der Erlös aber angeblich auch, so der frühere Eigentümer.

Angeblich begann der Ex-Galerist laut Anklage schon seit 2013 damit, kostbare Kunden-Bilder unter der Hand zu versilbern, den Verkauf geheim zu halten und den Erlös einzusteck­en. Dazu soll auch ein handbemalt­er Bauernschr­ank gehören, den er kurz vor dem Bankrott seiner Galerie bei einem Ehepaar für 500 Euro erworben, das Möbelstück dort auch abgeholt, den Preis aber bis heute nicht bezahlt habe. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Ex-Galerist die Werke im Gesamtwert von weit über 100.000 Euro für nicht mal die Hälfte verschache­rt, mit dem Geld dann bis zur Schließung der Galerie seinen Lebensstil finanziert habe. Ein Urteil des Amtsgerich­ts wird noch am Donnerstag erwartet.

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