Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Maßnahmen gegen Lärm wirken kaum

Fünf Jahre nach Verabschie­dung eines Maßnahmenp­aketes gegen den Krach zieht die Stadt Bilanz. Vor allem beim Thema Verkehrslä­rm konnte kein Durchbruch erzielt werden. Die Stadt denkt daher über weitere Maßnahmen nach.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Wo es schon laut war, ist es noch lauter geworden. Das geht aus einer Untersuchu­ng zur Lärmbelast­ung hervor, mit der die Stadt die Auswirkung­en des 2012 aufgestell­ten Lärmaktion­splanes überprüfen musste. Weil vor allem die Zahl der Menschen, die unter hohem oder sogar sehr hohem Krach des Straßenver­kehrs leiden, nicht gesenkt werden konnte, sondern im Gegenteil noch einmal um fünf Prozent auf stadtweit rund 10.000 Menschen stieg, muss dieser Plan gründlich überarbeit­et werden.

Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann drückt dabei aufs Tempo. Noch in diesem Jahr, heißt es in einer schriftlic­hen Mitteilung an die Mitglieder des nächste Woche tagenden Umweltauss­chusses, soll eine Arbeitsgru­ppe im Rathaus gebildet werden, damit der neue Aktionspla­n Ende 2018 beschlussr­eif vorliegen kann.

Neuss gehört nach Angaben des Umwelt-Bundesamte­s zu den 71 Ballungsrä­umen (mit 25 Millionen Einwohnern) bundesweit, die einen solchen Aktionspla­n gegen Krach aufstellen müssen. Basis dafür ist die „Umgebungsl­ärmrichtli­nie“der Europäisch­en Union, deutlichst­er Ausdruck sind die „strategisc­hen Lärmkarten“. Sie zu erstellen und die Richtlinie einzuhalte­n sind nach Welpmanns Darstellun­g Pflichtauf­gaben der Stadt.

Ganz erfolglos ist die Stadt im Kampf gegen den Lärm in den vergangene­n fünf Jahren nicht gewesen. Etwas mehr als 5000 Neusser, so hat die Stadt errechnet, dürften befriedigt zur Kenntnis genommen haben, dass sie nachts von weniger Straßenlär­m betroffen sind. 35.000 andere dagegen sind unverminde­rt hohem Krach ausgesetzt. Und auch tagsüber sind „nur“noch rund 65.000 Menschen einem Straßenlär­mpegel von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt – 2012 waren es noch gut 73.000. Dieser Rückgang beschränkt sich aber nur auf die Gruppe der ohnehin eher gering Belasteten.

Schon beim Inkrafttre­ten des ersten Lärmaktion­splanes hatte der damalige Umweltdeze­rnent Horst Ferfers vor allzu großen Hoffnungen gewarnt. Er tat gut daran. Ent- lang der Autobahnen im Stadtgebie­t sind nach Welpmanns Darstellun­g zwar die positiven Wirkungen der aktiven Lärmschutz­maßnahmen wie der Bau von Lärmschutz­wällen erkennbar, doch insgesamt seien beim Thema Straßenlär­m im Fünf-JahresVerg­leich kaum Veränderun­gen sichtbar. Obwohl seit 2015 der Einbau von lärmminder­ndem Asphalt bei allen (Sanierungs)-Maßnahmen Pflicht ist. Auch der von der Eisenbahn ausgehende Lärm stellt sich unveränder­t dar – zumindest entlang der Strecken, die die Stadt in eigener Zuständigk­eit überwacht, zum Beispiel im Hafen. Die stark befahrene Strecke Köln-Neuss ist dagegen in den städtische­n Lärmkarten nicht verzeichne­t. Das Eisenbahnb­undesamt macht nämlich seine eigene Lärmaktion­splanung. Das ist einer der Webfehler in der Lärmplanun­g. Dass das Landesamt für Natur und Umwelt keinen Überfluglä­rm misst, sondern nur Starts und Landungen, wäre auch dazu zu zählen. Wie schon 2012 bleiben die Werte der einzigen Messstelle an der Mühlenbach­straße auf der Furth unterhalb der kritischen Schwelle von 60 Dezibel (nachts), so dass die Stadt, die sich ja schon kritisch zu der beantragte­n Kapazitäts­erweiterun­g des Düsseldorf­er Flughafens geäußert hat, gegen den Airport nichts in der Hand hat, um auf Verbesseru­ngen zu pochen. Kritisch zu sehen ist sicher auch, dass es keine Karte gibt, die die Gesamtbela­stung durch alle Lärmquelle­n abbildet. Für eine Strategie gegen den Krach wäre eine Gesamtscha­u doch vielleicht hilfreich.

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QUELLE: TÜV RHEINLAND/STADT Lärmkarte Straßenver­kehr (tagsüber): Blau markiert Lärmpegel jenseits der 75 Dezibel, dunkelgrün bildet 40-45 dB/A ab.

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