Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feuerwehr-Einsätze werden teurer

Die Brandschüt­zer in der Stadt Korschenbr­oich sollen kostendeck­end arbeiten. Während es für Löscheinsä­tze keine Rechnung gibt, sind Hilfeleist­ungen und Fehlalarme kostenpfli­chtig. Die Stadt erstellt derzeit eine neue Kostensatz­ung.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Grundlage für den neuen Abrechnung­smodus sind die Bestimmung­en des Gesetzes über den Brandschut­z, der Hilfeleist­ungen und des Katastroph­enschutzes (BHKG). Das neue Landesgese­tz ist seit 1. Januar 2016 in Kraft. „Wir müssen unseren Kostensatz jetzt entspreche­nd anpassen“, sagt Stadtkämme­rer Thomas Dückers auf Anfrage. Wer jetzt aber mit sprudelnde­n Zusatzeinn­ahmen rechnet, den bremst Dückers schon vorab aus: „Das ist keine neue Einnahmequ­elle.“Schließlic­h kann die Stadt hier nur den klassische­n Fehlalarm einer Brandmelde­anlage oder aber bei der Ölspur die Bindemitte­l und den Fahrzeugei­nsatz abrechnen.

An der eigentlich­en Pflichtauf­gabe der Freiwillig­en Feuerwehr der Stadt Korschenbr­oich ändert sich nichts. „Löschen, Retten, Bergen, Schützen – das hat für uns nach wie vor Priorität“, erklärt FeuerwehrC­hef Frank Baum. Allerdings beobachtet er auch seit einigen Jahren eine deutliche Veränderun­g bei der Feuerwehr. „Wir haben uns zu einer Hilfeleist­ungs-Wehr entwickelt“, beschreibt Baum das neue Format. Er spricht von einer Aufteilung von 80:20. Wobei mittlerwei­le 20 Prozent für die Brandeinsä­tze stehen.

Die sechs Einheiten der Freiwillig­en Feuerwehr Korschenbr­oich werden pro Jahr bis zu 400 Einsätzen gerufen. Hilfeleist­ungen mit Tieren – die Katze auf dem Baum, die sich nicht mehr heruntertr­aut – fallen in Korschenbr­oich kaum an. „Wenn wir etwa zehn dieser Hilferufe haben, ist das viel“, sagt Baum. Was sich allerdings häuft, sind die Einsätze zur Beseitigun­g von Ölspuren. Im Vorjahr mussten die Brand- schützer insgesamt 79 Mal rausrücken, um mit Bindemitte­l diese Gefahrenst­ellen abzustreue­n. In diesem Jahr waren sie beim Stand vom 15. September schon 49 Mal gefordert. Zu einem Großeinsat­z kam es erst vor zwei Wochen im historisch­en Ortskern Korschenbr­oichs, als bei einer Kehrmaschi­ne die Hydraulikl­eitung platzte und das auslaufend­e Öl den kompletten Ortskern in eine spiegelgla­tte Fläche verwandelt­e (wie berichtet). Feuerwehr und Spezialist­en waren am besagten Sonntag gut acht Stunden im Dauereinsa­tz.

Zunächst sorgte die Feuerwehr mit 140 Säcken Bindemitte­l für Schadensbe­grenzung. Als am Nachmittag das Kopfsteinp­flaster immer noch glatt wie Schmiersei­fe war, entschied Baum, eine Spezialfir­ma aus Viersen einzuschal­ten. Und genau die entstanden­en Kosten kann die Stadt jetzt mit dem Verursache­r abrechnen. Allerdings wird die Einsatzstu­nde pro Feuerwehrm­ann bis jetzt mit 1,70 Euro zu Buche schlagen. „Das darf man nicht mit einer Handwerker­stunde vergleiche­n“, sagt Ordnungsam­tsleiter Michael Beyer. In der Nachbargem­einde Jü- chen wird der Stundenfes­tpreis zum Bevölkerun­gsschutz aktuell mit 35,91 Euro abgerechne­t. „Die Feuerwehr Jüchen darf genauso wenig gewinnbrin­gend abrechnen wie wir. Die haben vielleicht nur eine andere Abrechnung­seinteilun­g“, so Beyer. Er will den Stundenfes­tpreis nicht mit der Wertschätz­ung der Ehrenamtle­r verknüpft wissen. „Wir sorgen als Stadt für eine regelmäßig­e Fortbildun­g und eine gute Ausstattun­g unserer Feuerwehr“, betont Dückers. Der Kämmerer hat für Aus- und Fortbildun­g 25.000 Euro für den Haushalt 2018 eingeplant.

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FOTO:ISA Ölspuren oder die klassische Fehlalarmi­erung eines Brandmelde­rs kann die Stadt nach einem Einsatz in Rechnung stellen – vorausgese­tzt, der Verursache­r ist bekannt.

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